DEUTSCHE ZEITEN

Big Raushole

Ein nicht ganz ernst gemeinter Nach-Wenderoman

Literarisch fanden die Wende und ihre Folgen bisher eigentlich nur im Osten statt. In Jochen Schimmangs neuem Roman wird nun mal die westdeutsche Perspektive beschrieben. Gregor Korff ist Ministerberater in Bonn. Ein weiter Weg für jemanden, der aus einem norddeutschen Kaff kommt und als Student in Berlin Ende der 60er Jahre in einer linken Gruppe mitwirkte, weil es trendy war und eine scharfe Frau in der Gruppe war.

Leo Münks, Verfassungsschützer, ist seit dieser Zeit sein engster Freund. Beide dienen gerne dem politischen Establishment und sind zufrieden mit ihrem Leben. Sie treffen keine großen Entscheidungen, verstehen sich aber als Teil des Ganzen.

Dann kommt die Wende und alles ändert sich. Eine alte Liebe Gregors wird als Stasi-Spionin entlarvt, was ihn den Job kostet. Leo versucht einen gemeinsamen Freund aus Berlin zu schützen, der anscheinend einen Anschlag auf das Germania-Denkmal plant. Spätestens als Gregor und Leo die Befreiung ihres Freundes aus dem Gefängnis planen, erkennen sie, dass sie nicht mehr zum Establishment gehören.

Der vorwiegend im Rheinland angesiedelte Roman ist angenehm unaufgeregt und ironisch mit einem leicht melancholischen Tonfall versehen. Die Ortsbeschreibungen sind genau, die obligatorisch eingestreuten zeitgeschichtlichen Ereignisse regen die eigene Erinnerung an. Man trifft hier und da auf reale Personen, wie den Politiker Peter Glotz und sogar Bob Dylan. Das Beste, was wir hatten ist sicherlich kein Hochspannungsroman, doch er lässt sich wunderbar entspannt lesen.

Olaf Kieser
Jochen Schimmang: Das Beste, was wir hatten Edition Nautilus, Hamburg 2009, 319 S., 19,90