Nerds

Gewinner und Verlierer

Ein freundlicher Mann tut unfreundliche Dinge

Selten ist man einem sympathischeren Menschen als Eric Muller begegnet, dem beneidenswerten Erzähler im Roman Gleichung mit einer Unbekannten. Mit 18 ist er bereits Millionär, weil er zusammen mit einem Freund ein für die Computerwelt interessantes Programm entwickelt und es äußerst gewinnbringend an eine Riesenfirma verkauft hat. Seitdem weiß er nicht so recht, wo es hingehen soll. Finanziell abgesichert, lebt er in den Tag hinein.

Das einzige Projekt, das den nerdigen Außenseiter auf Trab hält, ist die Journalistin Maya. In die hat er sich gleich verliebt, auf dieser Party seiner lesbischen Freundin.

Schon bald verliert die Beziehung zwischen den beiden an Leichtigkeit, als Maya Eric ein Geheimnis anvertraut, das mit ihr, ihrer verstorbenen Mutter und ihrem Vater zu tun hat. Diese Offenheit wird für Eric zur Wende. Es lässt ihn nicht los, es wird zur fixen Idee, die ihm keinen Raum lässt, sich "normal" mit Maya auseinanderzusetzen. Letztendlich bleibt ihm nur noch eine Lösung: Er muss mit ihrem Vater sprechen.

Gabriel Roth ist ein sehr locker geschriebener, aber dennoch intensiver Roman gelungen. Anfangs liest man sich ganz ungezwungen durch das lässige Leben von Eric Muller, lernt ihn als liebenswerten Zeitgenossen kennen, der mehr durch Zufall als durch Biss an sein Vermögen gekommen ist, aber schon bald zieht er einen in seine Gefühlswelt hinein. Gabriel Roth lässt ihn überraschende Dinge sagen und tun, die von dem abweichen, was man gewöhnlich zu lesen bekommt. Ein Roman über Unsicherheit, Erwachsenwerden, Liebe und einen sympathischen Nerd.

Sacha Brohm

Gabriel Roth: Gleichung mit einer Unbekannten. Diogenes, Zürich 2013, aus dem Amerikanischen von Anna-Nina Kroll, 322 S., 14,90