Science Fiction Hanni & Nanni mit Düsenantrieb Ein SF-Jugendroman über die Aliens von Roswell Wenn eine Gruppe aufgebrachter Football-Spieler einem aufmüpfigen Basketballer die Worte "Football rules" auf die nackten Arschbacken schreibt, kann man das mit "Football herrscht" oder "König Football" übersetzen - aber keinesfalls mit "Football Regeln", schon weil das gar keinen Sinn ergibt. Solche Schnitzer der Übersetzerin Birgit Reß-Bohusch sind allerdings das kleinste Problem des Romans Rho Agenda: Das zweite Schiff von Richard Phillips. Der hatte zwar die nette Idee, dass 1948 über Roswell nicht nur ein, sondern zwei Raumschiffe abgestürzt sind, und während das eine von der Regierung untersucht wird, ist das andere, getarnt in einer Höhle, drei Teenagern in die Hände gefallen. Die verbessern fortan mit Alienhilfe ihre persönlichen Talente, können plötzlich ganz toll rechnen oder hacken oder Basketball spielen und decken dabei eine Verschwörung in der US-Regierung auf. Oder auch nicht. Denn der durchaus zäh lesbare Band stellt nur den Anfang einer Serie dar, die man hiernach aber gar nicht weiter kennenlernen möchte. Zu dumpf schlagen die Klischees am Boden auf, und zu einfallslos ist die Schreibe des Ex-Soldaten Phillips, bei dem ein Verteidigungsminister schon mal "so aussieht, als würde er gleich explodieren". Dafür wird eine der Heldinnen gleich zweimal entführt, der FBI-Agent sieht suuuper aus, seine Partnerin eigentlich noch superer, und alles liest sich ein bisschen wie Hanni & Nanni mit Düsenantrieb. Gute SF-Jugendbücher sind selten geworden und wir vermissen sie schmerzlich. Gerade nach dieser Krawalllektüre, deren verstörend perverse Momente so gar nicht mit den kindlichen Freuden der Helden zusammengehen. "Ich freu mich so, dass meine Eltern sich so gut verstehen", sagt Heather ihrem Papi. Im nächsten Kapitel geht es dann darum, wie man einer großbusigen Blondine die Finger abschneidet. Dann lieber Robert Heinlein. Alex Coutts
Richard Phillips: Rho Agenda: Das zweite Schiff. Aus dem Amerikanischen von Birgit Reß-Bohusch. Piper, München 2014, 428 S., 12,99
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