USA

Die Deals des Don

James Rissens krawallig angepriesener Bush-Bericht »State of War«

Wenn das der Führer wüsste: Der eigentliche Bösewicht der Bush-Regierung ist Don Rumsfeld. So beschreibt es jedenfalls der New York Times-Journalist James Rissen in seinem Buch State of War - Die geheime Geschichte der CIA und der Bush-Administration. Von Anfang an habe Rumsfeld als Verteidigungsminister es darauf angelegt, die CIA auszumanövrieren und das Pentagon zum Hauptquartier aller Geheimdienste zu machen. Dafür habe er die CIA unterminiert, unter Druck gesetzt und lächerlich gemacht. Deren Chef, George Tenet, sei ihm dabei ein willfähriger Gehilfe gewesen.
Das hat man, bis in anekdotische Verästelungen hinein, schon woanders gelesen. Rissen schreibt eine Behörden-Geschichte, die durchaus dramatische Folgen hat. Die CIA ist plötzlich für Verhöre zuständig, die NSA spioniert im Inland, das FBI wird kaltgestellt - die Bush-Regierung hat viel getan, sich die Geheimdienste so zurechtzulegen, wie sie sie brauchen. Dass bei dieser Art Politik nur Murks herauskam, ist täglich zu besichtigen und wird noch Bücherregale füllen.
Der deutsche Verlag Hoffmann & Campe hatte in seinem Frühjahrskatalog State of War als Blindtitel annonciert; der Autorenname wurde geheimgehalten, so als ob er für seine Enthüllungen um sein Leben bangen müsse. Dabei stand die einzig neue Nachricht eine Woche vor Bucherscheinen im SPIEGEL: In einer Mischung aus Kalkül und Dusseligkeit hat die CIA im Jahr 2000 den Iranern Pläne zum Bau von Atombomben zugespielt.
Ach, und doch noch eine nette neue Nachricht: Don Rumsfeld hat zwar keine Probleme mit Folter, Lüge und Verfassungsbruch. Aber wer in Gegenwart einer Dame den Fluch "fuck" benutzt, bekommt von ihm ordentlich den Kopf gewaschen.
Erich Sauer
James Rissen: State of War - Die geheime Geschichte der CIA und der Bush-Administration Deutsch von Norbert Juraschitz, Friedrich Plüger und Heike Schlatterer. Hoffmann & Campe, Hamburg 2006, 255 S., 19,95 ISBN: 3455095224