Sein Buch ist ein rührendes Dokument des alten sozialistischen Geistes ULTIMO AUF DRAHT Buch-Kritiken: Ich war im Sarkophag von Tschernobyl. Der Bericht des Überlebenden</b> beschreibt der Ex-KGB-Offizier <b>Anatoly N. Trachuk </b>seinen Einsatz sechs Monate nach der Katastrophe. Weil damals niemand wusste, wie es wirklich in dem havarierten Kraftwerk


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Helden von Tschernobyl

Ein Augenzeugen-Roman aus dem Sarkophag

Soweit unsere Regierung gerade etwas bedröppelt aus der Wäsche guckt und behauptet, man habe ja keine Ahnung gehabt, dass Kernkraftwerke sooo gefährlich sein können, hätte eine kleine Sightseeing-Tour durch Pripyat durchaus geholfen. Durch die nur drei Kilometer vom Tschernobyl-Reaktor gelegene Geisterstadt werden inzwischen Führungen angeboten, und wer lange genug in Reaktor-Nähe bleibt, kann sich dort immer noch an der 40fach über Normal liegenden Röntgen-Dosis erfreuen. Die Stadt selbst wird auf Hunderte von Jahren unbewohnbar bleiben. In Ich war im Sarkophag von Tschernobyl. Der Bericht des Überlebenden beschreibt der Ex-KGB-Offizier Anatoly N. Trachuk seinen Einsatz sechs Monate nach der Katastrophe. Weil damals niemand wusste, wie es wirklich in dem havarierten Kraftwerksblock 4 aussieht, meldete sich Trachuk freiwillig, ein Vier Mann-Team anzuführen, das sich in die Strahlenhölle begab. Ein Mann starb noch während des Einsatzes, die beiden anderen bald danach, nur Trachuk hat überlebt.

Sein Buch ist ein rührendes Dokument des alten sozialistischen Geistes: Die Sowjetunion steht für Frieden, Fortschritt und Disziplin. Und es ist Ehrensache, dass man in den Tod marschiert, soweit man damit die Welt retten kann. Als Roman geschrieben, erzählt das Buch von dem mühseligen Geschäft der Evakuierung, der sinnlosen Kontaminationsversuche, dem Stress, alle paar Stunden die Kleidung wechseln zu müssen, die dann verbrannt oder vergraben wird, und den Tausenden anonymen Helden, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlten. Anatoly N. Trachuk: Ich war im Sarkophag von Tschernobyl. Der Bericht des Überlebenden Deutsche Ausgabe übersetzt und bearbeitet von Reinhard Deutsch. Styria Verlag, Wien / Graz / Klagenfurt 2011, 320 S., mit zahlr. Abb., 24,95