THEATER

Opern & Phantome

Schon wieder Terry Pratchett - diesmal im Musik-Theater.

Hätte nicht neulich, in einem wirklichen Theater, das gerade "Das Phantom in der Oper" spielte, dieser ominöse Zettel beim Pförtner gehangen, man müßte nicht auch noch dieses Buch von Terry Pratchett loben. Aber so: "Haltet den Dieb" stand da, denn der gefährde durch heimlichen Abtransport halber Kostüme und ganzer Kulissen Spielbetrieb und Arbeitsplätze. Ein vertuschter Skandal? Oder ein unmutiger Flurfunk-Witz über die öfter mal etwas kostümlose Schauspielerei im Haus?
Bei Terry Pratchett ist es auf den ersten Blick ein Witz. Zwei alte Hexen seiner "Scheibenwelt" erobern die Oper, um eine junge, dicke, dritte vom Chor-Girl für den eigenen Zirkel abzuwerben. Dann kommt das Phantom dazwischen und hängt dem neuen Intendanten ein paar Leichen in den Schnürboden. Und dann tritt auch noch etwas tiefer Ernst auf, über die Rollen, die wir alle spielen, oder über die Geburt des Musicals aus dem Geist der Handlungsoper. Bis alles gut ausgeht für die Guten (nachdem die dicke Lady schreiend ihr Solo hatte). Der Böse aber, der die Maske des Phantoms nur vortäuschend stahl, einen echten Bühnentod stirbt (den wir gern mal echt inszeniert sähen).
Gaston Leroux, Brian De Palma und Andy Webber (und Leo G. Carrey, Yeston/Kopit, Walter March und wer sonst noch am Phantom-Stoff herumfaltete) haben einen würdigen Nachfolger gefunden. Allerdings schon 1995, auch wenn die deutsche Ausgabe von heute vom "neuen Roman des ungekrönten Königs der humorvollen Fantasy" spricht.
WING
Terry Pratchett: Mummenschanz aus dem Englischen von Andreas Brandhorst. Goldmann Verlag 1997 [41593], 315 S., 18.00 DM