COMPUTER

Wahr Game

Terry Pratchetts Real Virtuality-Roman

In großen, freundlichen roten Buchstaben steht vorne auf dem Umschlag: "Nur Du kannst die Menschheit retten". Und "Wenn nicht Du, wer dann?" steht hinten drauf. Außerdem steht auf der letzten Text-Seite "New Game (y/n)?". So gleicht sich das Buch äußerlich den Computerspielen an, die es inhaltlich der Wirklichkeit angleicht. Beziehungsweise umgekehrt.
Terry Pratchett, in den letzten Jahren mit selbstbezüglicher und aufklärerisch um die Genre-Standards herumalberndern Fantasy sehr bekannt geworden, schickt hier einen jugendlichen Joystick-Hero ins Wunderland hinter der Monitorscheiben-Welt. Ein Spiel wird Ernst, die fiesen Aliens, die wir alle so gerne aus dem Weltraum pusten, kapitulieren plötzlich, bitten um Frieden, wollen nicht mehr mitspielen. Stattdessen mußt du sie plötzlich gegen die kriegsgeilen Idioten vor anderen Schirmen verteidigen und ihren Rückzug decken, die friedliebende Alien-Captainin vor einer Meuterei ihrer eigenen Falken-Fraktion retten, du entdeckst den Raumschiff-Friedhof der schon vor Generationen ausgerotteten Space-Invaders ... und weil's ein Jugendlichen-Buch ist, kriegt du in der wirklichen Welt auch noch eine Freundin dabei.
Und weil's von Pratchett ist, gibt's im Hintergrund der echten Welt eine Art Golf-Krieg, der im Fernsehen ziemlich nach Computerspiel aussieht, sodaß man echt (oder nicht echt? das ist eben nur scheinbar die Frage) was fürs Leben lernen kann. Etwa Sentenzen wie "Es ist wichtig zu wissen, daß nichts ein Spiel ist. Nicht mal die Spiele". Das ist zwar genauso falsch wie das Gegenteil, aber ein Level über den bloß effektvollen Reality-Remix hinaus ist es schon. Und es frißt keinen Strom.
WING
Terry Pratchett: Nur du kannst die Menschheit retten Aus dem Englischen von Sabine Schmidt. C. Bertelsmann, München 1994, 224 S.