FANTASÜ Am Ende der Welt Die erste türkische Fantasy-Saga
Mitten hindurch wandert eine Reisegesellschaft, die unausgewogener nicht sein könnte: Ein strahlender Ritter, der als einziger die letzte Schlacht überlebt hat und in ein riesiges, hässliches Monster verwandelt wurde, ein weinerlicher Bauer, der sich mit einem Hinkefuß vor der Schlacht drückte und sogar tatenlos zusah, wie Plünderer seine Frau umbrachten, der Chef der Plünderer, der sich wegen seiner Gräuel jetzt unbedingt für ein gute Sache totschlagen lassen will, und einer dieser vermaledeiten Zauberer, vor denen die Eltern die Kinder warnen. Später wird die Gruppe noch wachsen, aber man sieht schon, dass sie bei ihren Abenteuern im Grunde moralische Fragen abarbeiten werden. Dass man dämonische Ratten und Wächter auf des Feindes Zinnen fraglos in Stücke reißen darf, muss zwar nicht diskutiert werden. Aber dass man bis aufs Blut gequälte Menschenware in der Festung des Sklavenhändlers verrotten lassen darf, verwundert ein bisschen. Allerdings lernen unsere Abenteuer, die die Welt vor einem bösen Buch retten wollen, mit jedem Schritt etwas Neues. Und am Ende des angenehm kurzen ersten Bandes steht ausdrücklich, dass nicht alles wahr ist, was sie herausgefunden zu haben glauben. Das ist schön und macht Lust auf mehr. Der etwas fremde Ton, in dem Baris Müstecaplioglu seine knappen Episoden aneinanderreiht, liest sich nach kurzer Eingewöhnung gut weg. Und vielleicht kommen in den Folgebänden ja auch noch mal Frauen anders als erschlagene Eheweiber und hutzelige Hellseherinnen vor. Wing
Baris Müstecaplioglu: Der Feigling und die Bestie. Die Legenden von Perg. Teil Eins. Aus dem Türkischen von Monika Demirel, binooki, Berlin 2013, 320 Seiten, 19,90
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