SGT. PEPPER

Kunst- Umschlag

Walter Grasskamp erläutert »Das Cover von Sgt. Pepper«

Es ist heute 37 Jahre her, da erfanden die Beatles, die gerade beschlossen hatten, nie wieder live aufzutreten, ein Alter Ego für sich, Sergeant Pepper's Lonely Hearts Club Band. Die Schallplatte zum Konzept wurde eine der erfolgreichsten der Geschichte und ihre Verpackung eine der berühmtesten.
Nun kommt ein richtiger Kunstgeschichtsprofessor, er war 17 als die Platte raus kam, und klärt die Hintergründe auf, sowohl die kulturindustriellen als auch ästhetik-theoretischen. Der zeitgenössische Kontext erhellt sich an vielen Beispielen (Andy Wahrhols Banane war vorher, Zappas Pepper-Parodie kam kurz danach), und das weite Beziehungsfeld von Kunst und Kommerz wird neu vermessen. Peter Blake, ein renommierter Hochkultur-Künster, entwarf den "Pepper"-Auftritt als Zwitter aus Produkt-Design und Medienkritik, ironischer Heroisierung der Band und ernsthafter Image-Maskerade. Die Galerie echter Größen der Geschichte und bloß prominenter Tagelöhner des Business ordnet die Beatles unter die Pappkameraden ein und hebt sie zugleich als um ihre Albernheit wissende Meister hervor. Hätten sie wirklich begriffen, was sie da taten, sie hätten anschließend vielleicht nicht nach Indien ins Kloster gehen müssen.
Grasskamp erzählt noch vieles mehr. Etwa, dass das strenge "White Album", ebenfalls von einem Künstler gestaltet (Richard Hamilton), nun den Kunst- statt den Massen-Markt persiflierte, oder wie "Pepper" zum vielzitierten Modell wurde (von einer Punk-Anthologie 1982 bis zum "Yellow Album" der Simpsons 1998).
Vor allem aber führt er vor, wie man mit den Mittel akademischer Kunstwissenschaft ihre klassischen Begrenzungen durchaus übersteigen kann, um aus dem Museum wieder zur Welt zu kommen.
WING
Walter Grasskamp: Das Cover von Sgt. Pepper. Eine Momentaufnahme der Pop-Kultur. Wagenbach, Berlin 2004, 124 S., 18,50 ISBN: 3803151716