MÄNNER IN DER KRISE

Stilvoll einsam

Martin Page will ernst werden

Wir verdanken ihm das schöne Buch Antoine oder die Idiotie, das von dem Vorteil handelt, blöd zu werden. Als Satiriker und Erzähler ist Martin Page die gut gelaunte Hoffnung der französischen Literatur.
An Weltuntergänge gewöhnt man sich hält den frivol-verächtlichen Ton früherer Page-Texte genau ein Kapital lang durch. Dann verwandelt sich das Buch in ein immer ernster werdendes Ding über das banalste aller Themen: den Mann in der Krise.
Elias ist erfolgfreicher Filmproduzent und wrude gerade von seiner Frau verlassen. Jetzt stromert er durch Paris, denkt über sein altes Leben nach und hätte gern ein Neues. Natürlich gelingen Page dabei immer wieder Formulierungen von gewohnter Brillanz, und natürlich will er sich irgendwie übers Genre lustig machen, aber er räumt der Krise und ihrer Beschreibung viel zu viel Raum ein, ergeht sich dabei in Banalitäten (jaja: es gibt auf der Welt nur Opfer und Schuldige) und den typischen, heute altbacken wirkenden Albernheiten der Postmoderne: "Es war nicht so sehr ihre Schönheit, die ihn überraschte, sondern die Tatsache, dass er diese Schönheit wahrnahm." Mit diesen literarischen Taschenspielertricks kann man ziemlich mühelos Seite um Seite füllen, ohne was zu sagen.
Ach ja, am Ende wird der Held schon wieder von einer Frau gerettet. Das scheint bei Page-Büchern Standard zu sein.
Victor Lachner
Martin Page: An Weltuntergänge gewöhnt man sich. Aus dem Französischen von Marcus Seibert. Wagenbach, Berlin 2006, 251 S., 19,50 ISBN: 3803132029