THEATER
Opern-Quatsch Unser kleines Stadttheater als Traumklinik - die erste Bühnen-Soap des Jahres Jens Morgenroth weiß hoffentlich nicht, was er da tut. "Hinter den Kulissen eines großen Theaters" spielt seine Romanreihe im Untertitel. Und zwar angeblich irgendwo im Süddeutschen, aber vom ersten Band an (Da Capo - Meistersinger und andere Katastrophen) dreht es sich um die neue Intendantin, die das Provinzhaus heftig aufmischt. Am Ende des zweiten Bandes (Tosca tanzt in der Toskana) guckt ihr ein unromantischer Kerl im Kino in den Ausschnitt und übersetzt die Anfangszeilen von Out of Africa frech mit "Ich hatte ein Reihenhaus in Bielefeld". Da kriegen sie zwar demnächst eine neue Intendantin, und die steht auf Italienisch, aber nicht auf Schmachtfetzen. Ansonsten kommen vor, wie sie überall auftreten könnten: eklige rein- und rausintrigierte Kulturdezernenten, Miethaie, Triangelspieler, WGs, Wagnerianische Sturmtruppen, marode Bühnentechnik, eifersüchtige Privattheatler, bei offenem Vorhang erstochene Baritons, ein dicker Journalist, der der neuen Chefin Hof und PR macht ... nein, Jens Morgenroth weiß offensichtlich nicht, was er da tut. Das meiste ist nämlich gar nicht wahr, ja nicht mal wirklichkeitsnah gelogen. Iwo. Das neuere Musiktheater ab Gluck etwa fehlt. Ts Ts. In Orchestergräben und Vorzimmern aber hebt das Geraune jetzt schon an. Und jeden Monat soll es einen neuen Band geben. Jeweils knapp über 100 Seiten saugfähiges Papier, gesponsort vom "KlassikRadio", keine Literatur, schon gar keine Satire, nur ein Pausensnack für Leute, die sich mal gepflegt unterfordern lassen wollen. Und bei "Tosca" nicht zum Kölnisch Wasser greifen. Außerdem kriegt man pro Band einen Klassiker erklärt. WING
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Jens Morgenroth: Da Capo! Meistersinger und andere Katastrophen; Tosca tanzt in der Toscana ... (wird fortgesetzt), Rowohlt Taschenbuch Verlag / Wunderlich 1998, je 8,- DM |