OLYMPIA

Berlin 1936 im Bild

Anekdoten und Propaganda

1936 stellten die Nazis das Judenerschlagen vorübergehend hintan und boten den "Völkern der Welt" die Olympischen Spiele. Obwohl Hitler und seine Bande eigentlich gar nichts von Sport als Wettbewerb der Nationen hielten, erkannten sie 1933 messerscharf, dass die (bereits an Deutschland vergebenen) Spiele einen hohen Propagandawert besaßen. Der Rest ist Geschichte, und von der hat sich auch das "Internationale Olympische Komitee" (IOC) nie wieder erholt, wo man damals schon wusste, dass die Nazis etwa keine deutschen Juden zu den Wettkämpfen zulassen würden und dass die Schilder "Für Hunde und Juden verboten" nur vorübergehend aus den Sportstätten entfernt wurden. Dies und ein paar Anekdoten mehr erzählt der Springer- und Burda-Journalist Armin Fuhrer in seinem insgesamt recht launig geratenen Bildband Hitlers Spiele - Olympia 1936 in Berlin. Wie schon in anderen Fuhrer-Büchern ist nichts falsch, manches seltsam, und vieles fehlt einfach, weil es das Thema nur unnötig komplizieren würde. Im Anekdotenverbreiten ist Fuhrer allerdings nicht schlecht (auch wenn das meiste schon woanders und genauer gestanden hat), etwa das Goebbels ziemlich sauer war über die Etat-Überschreitung bei der Erstellung des Olympia-Films und dass Hitlers Filmmieze Riefenstahl wichtige Sportereignisse einfach später nachstellte und drehte, damitīs ästhetisch besser rüberkommt. Damit, immerhin, hat sie den "Geist" der Spiele gut getroffen, die nichts weiter als eine große Inszenierung waren. Eine, wie Fuhrer am Ende berichtet, die ziemlich vergebens war. Nur wer sich Deutschland schönreden wollte, fand in den Olympia-Bildern Argumente. Dass die Deutschen 1936 bereits voll auf Linie waren, erwähnt auch Fuhrer: Die Winterspiele in Garmisch und Partenkirchen wären beinahe ausgefallen, weil die Nazi-Funktionäre (!) wegen der aufgeheizten Stimmung in der Bevölkerung Ausschreitungen gegen Juden oder "jüdisch wirkende" Gäste aus dem Ausland befürchtete.

-aco-
Armin Fuhrer: Hitlers Spiele - Olympia 1936 in Berlin be.bra Verlag, Berlin 2011, 160 S., 24,6 x 22,4 x 1,8 cm mit zahlr. Abb., 24,95