ARABIEN Durch die Wüste Ein moderner Kolonialroman Ein desillusionierter Kommandant, seine etwas überspannte Frau und jede Menge seltsamer Einwohner: Die Oase von Baha Taher nimmt ein vage historisches Ereignis aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts in der ägyptischen Oase Siwa zum Anlass, um mit den Interieurs des Gesellschaftsromans eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Die überspannte Gattin sucht nach dem Grab Alexanders (der sich als eine eigene Erzählstimme zu Wort meldet), der Hauptmann versucht die Schande seiner Vergangenheit zu überwinden, die Dorfbewohner sind durch Aberglaube und Fehden aneinandergekettet, und der flotte Stellvertreter des Kommandeurs sieht in der Herrschaft der Engländer die einzige Hoffnung für sein Volk, eines Tages die alte Größe wieder zu erlangen. Am Ende ist nichts gelöst, aber wir verstehen, warum das alles so kompliziert ist. Ein Blick in die ägyptische Geschichte des 19. Jahrhunderts (vor allem der Rebellion von Ahmad Urabi) erleichtert die Lektüre ungemein. -thf-
Baha Taher: Die Oase. Aus dem Arabischen von Regina Karachouli. Unionsverlag, Zürich 2011, 332 S., 19,90
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