Storys

Ziemlich allein

Dorthe Nors erzählt vom ganz normalen Elend

Es gibt Männer, die verschwinden einfach. Und die Frau, die davon erzählt, lebt ihr Leben ganz normal weiter, spürt keinen Unterschied. Bis in ihr viel später und fast ohne Anlass etwas zerbricht und sie spürt, dass etwas schmerzt, von dem sie gar nicht wusste, dass es dort Schmerzen gibt.

Es gibt Männer, die liegen morgens tot neben einer Frau im Bett. Oder sie spielen noch Backgammon am PC, wenn die Frau schon schlafen geht. Dorthe Nors erzählt in ihren Geschichten viel von einsamen Frauen und seltsamen Männern. Was die Männer tun und warum sie es tun, bleibt unverständlich. Die Frauen schauen meist recht ungerührt, wie innerlich tot auf die Seelenlandschaft, in der sich ihr Leben abspielt. Und nur ganz selten, wie in der titelgebenden Geschichte Handkantenschlag, wehren sie sich. Aber meistens ist das Leben etwas, das ihnen zustößt.

In präziser, unaufgeregter Sprache berichtet die Dänin von den Fronten der Beziehungskriege, an denen sich das meiste im Verborgenen abspielt. Wer sich freundlich deprimieren lassen will, ist mit diesen kurzen, sehr gut beobachteten Geschichten gut bedient, die übrigens alle überraschend und überraschend früh enden.

Thomas Friedrich

Dorthe Nors: Handkantenschlag. Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg. Osburg, Hamburg 2014. 169 S., 17,99