SELTSAME WELTEN Unaufregend originell Nick Hornby erzählt aus seltsamen Welten Früher war er mal die Stimme einer Generation, die dem Vinyl nachtrauerte. Und zuverlässiger Lieferant filmreifer Stoffe von Fever Pitch bis About a Boy. Inzwischen ist er längst lesebuchreif geworden, und jetzt endlich kriegt sein deutsches Publikum auch mal den kürzeren Hornby zu lesen. Small Country enthält einige Storys über ganz normale Menschen, die in leicht angeschrägte Bredouillen kommen. Die Titelgeschichte spielt in einem winzigen Land, das nur elf männliche Einwohner hat, die notgedrungen alle in der Fußballnationalmannschaft mitspielen müssen. Einer will aber nicht. Super Schullektüre. Eine Story handelt von der entsetzten Mutter, die entdeckt, dass ihr erwachsener Sohn einen Job als Porno-Darsteller hat, und wie sie, die "Penis" nicht mal aussprechen kann, damit glücklich wird. Eine andere handelt von einem verzauberten Videorecorder, der das TV-Programm der düsteren nahen Zukunft zeigt und einem an Nachrichten ganz uninteressierten Schüler immerhin zu seinem ersten Beischlaf verhilft. Immer wieder kommen kleine Loser in Schwierigkeiten und finden seltsame Auswege. Das ist nett. Am besten ist die vierte Story, die allerdings schon länger auf Deutsch existiert: Ein sanfter Ex-Türsteher wird Museumswärter und verguckt sich in ein anstößiges Bild. Der gekreuzigte Jesus wurde aus lauter Brustwarzenbildern aus Pornofilmen zusammengesetzt. Der tumbe Normalo lernt diese Kunst allmählich lieben, bis er merkt, dass die Künstlerin gar nichts sagen wollte, sondern auf ausbeutbaren Protest aus war. Insgesamt ist Nick Hornby auf der Kurzstrecke gemütlich einfallsreich und unaufregend originell. Ein bisschen mehr Inhalt hätte der Hornby-Storysammlung aber gut getan. Oder eine Erklärung, warum diese Zusammenstellung "speziell für den deutschen Leser" so knapp ist. Wing
Nick Hornby: Small Country. Aus dem Englischen von Ulrich Blumenbach und Harald Hellmann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011, 158 S., 16,99
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