BIOGRAFIEN

Wirklich tot

Jim Morrison starb vor 30 Jahren. Auch seine Biografen glauben das jetzt.

Der ewige Mythos, man mag ihn fast nicht mehr hören. Ein Rockstar der sich aufmachte, um die Extreme der menschlichen Existenz zu erfahren und daran zu zerbrechen. Anders gesagt: Morrison war ein übler Säufer, ein hemmungsloser Acid-Head und massloser Kiffer und starb an einer unguten Mischung aus Alkohol und Heroin. Er war Sänger der Doors, einer Band, die Millionen Platten verkaufte. Dass er mit seinem Gesang aus der eher mittelmässigen Musik der Doors doch etwas Unverwechselbares formen konnte, darin lag wohl sein aussergewöhnliches Talent. Und er sprach aus, was wahrscheinlich jeder Teenager schon mal dachte: Mother, I Want To Fuck You! Father, I Want To Kill You!
Ob Morrison auch heutzutage noch zum Star taugt, steht zumindest für die Autoren seiner Biografie ausser Frage. Es ist der penetrant auf die Knie fallende Ton des Buches, der schwer auf die Nerven geht. Für Sugerman und Hopkins ist Morrison ein Idol das ihr Leben veränderte und sie werden nicht müde, das dem Leser immer wieder vorzukauen. Wie sehr diese unverhohlene Begeisterung den beiden Autoren den Blick für die Realität trübte, beweist die Erstauflage des Buches aus dem Jahr 81. Da ließen die beiden nämlich am Ende offen, ob Morrision wirklich tot war. Und Sugerman verbreitete bis vor ein paar Jahren immer noch ernsthaft das Märchen vom inkognito unter uns weilenden Rockstar. Dumm nur, das zwei unmittelbare Zeugen der Todesnacht nach fünfundzwanzig Jahren ihr Schweigen brachen und erklärten, Jim Morrison sei wirklich in jener Nacht gestorben.
Das machte für die Neuauflage natürlich ein leicht zerknirschtes Vor- und Nachwort erforderlich.
Mirko Puzic
Jerry Hopkins/Daniel Sugerman: Keiner kommt hier lebend raus, Heyne, München 2001. Aus dem Amerikanischen von Werner F. Bonin, 384 S., DM 15,55