FANTASY
Gift & Galle D. M. Cornish erfindet chemische Monster Das Buch fängt mit einer erstaunlichen Danksagung an ("für Gott, der alle Türen öffnet"). Später kommt nichts Übernatürliches mehr vor im ersten Band der Monster Blood Tattoo-Trilogie. Außer natürlich jede Menge Monster. Die streunen auf das Garstigste in einer Welt herum, die ein bisschen nach Stevensons Schatzinsel und ein wenig nach Kafkas bizarren Erfindungen riecht. Hesse und Tolkien kann man auch finden, und Potters Rowling und Frankensteins Shelly natürlich. Der Held heißt Rosamund, ist ein allseits gehänselter Internats-Schüler, ein Findelkind, und bereitet sich auf eine weite Reise durch das Reich des fernen Kaisers vor. Er liest gern Groschenhefte über die Seefahrer auf den Säuremeeren und über die Monsterjäger, die mit furchtbaren Giften schlimme Unholde vernichten, oder mit chirurgisch implantierten Organen Blitze schleudern können. Er aber soll bloß Lampenanzünder auf einer abgelegenen Militärstraße werden. Auf dem Weg dahin geht alles schief. Der Held fällt abwechselnd unter Piraten, Monster, Jäger und Postboten, und er lernt bald, dass Monster nicht immer böse und Normalmenschen nicht immer gut sind. Und der Leser lernt, dass D. M. Cornish wohl mehr an seiner sonderbaren Welt interessiert ist als an einem normalen Jugend-Abenteuer. Allein ein Viertel des Buches nimmt eine Art Lexikon ein, dass Technik, Terminologie und Erbfolgekriege erläutert Je mehr Cornish erklärt, desto rätselhafter wird die Welt. Schiffe fahren mit in Holzkisten eingesperrten Muskelmaschinen, Schmuggler transportieren Leichenteile für Zombie-Fabriken, schöne Frauen schlagen liebe Riesen tot, und wo in "normaler" Fantasy der Held am Ende einen Orden kriegt, verläuft sich unsere Hauptperson in den endlosen Gängen kaiserlicher Bürokratie im Hinterland. Das hat was, auch wenn es sich nicht gerade süffig wegliest, wie ein ordentliches Abenteuer-Garn. D. M. Cornish ist gelernter Illustrator, als Autor fehlt ihm noch der rechte Strich. Ein Jahrzehnt lang spann er an seiner Privatwelt herum, und nun macht er gern Rüschen und Frickelkram, wo ein Hieb hin müsste. Dann witscht er wieder über Wichtiges weg, wohl weil er seine Monster zu gut kennt, um sie uns richtig vorzustellen. Aber wir haben Witterung aufgenommen und wollen mehr lesen. WING
D. M. Cornish: Monster Blood Tattoo - Der Findling Aus dem Englischen von Reiner Pfleiderer. Hanser, München 2007, 416 S., 17,90 |