MOERS MÄRCHEN

Buchlinge

Walter Moers weilt immer noch in Zamonien

Nach den "13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" ist Die Stadt der Träumenden Bücher der vierte Band aus Zamonien, jenem Märchenland, das sich der "Kleine Arschloch"-Erfinder Moers 1999 ausdachte. Und wiederum ist es Hildegunst von Mythenmetz, den Moers vorgibt aus dem Zamonischen übersetzt zu haben; weitere Bände sind angekündigt.
Diesmal geht's in die Unterwelt der Bücher: Buchhaim, die Stadt der Leser, Verleger und Bücherjäger, steht auf einem gewaltigen Labyrinth von verlassenen Bibliotheken, in denen seltsame Wesen hausen. Buchlinge, Lebende Bücher, ein Schattenriese, eine sich selbst organisierende Bibliothek, Bücher, die sich selbst vermehren, Schattenbücher ... es sind viele nette Ideen zu bewundern, und endlos scheint Moers' Gefallen an drolligen Namen zu sein; manchmal geht er dieser Lust seitenweise nach.
Andererseits: neben den bizarr-poetischen Einfällen ist dieser Abenteuerroman weder spannend noch witzig. Wie so oft, wenn Autoren zu faul zum Erzählen sind, ist bei Moers inzwischen vieles gigantisch, endlos, unzählig - also eigentlich unbeschreibbar: " ... wankte ich weiter den Korridor entlang, der endlos zu sein schien. Er führte um viele Ecken, unzählige dunkle Türen gingen von ihm ab, und nur hier und da brannte eine Kerze vor sich hin." - sowas ist ganz nah an der Arbeitsverweigerung.
So mühsam Moers seinen Helden Mythenmetz von einer Situation in die nächste jagt, ohne dass sich die Geschichte entwickelt, so lieblos schnell wird dann das Ende abgewickelt. Das Buch muss halt irgendwann enden. 300 Seiten früher wäre besser gewesen.
Thomas Friedrich
Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher Piper, München 2004, 459 S., mit zahlr.. Abb., 24,90 ISBN: 3492045499