SCHABERNACK

Alles Klima

Ha! Jetzt kommt "Die Metan-Verschwörung"!

Es ist fast alles Unsinn, aber es ist ziemlich komisch: Der Kern der Welt ist aus stinkendem Gas, man könnte auch sagen: ein Furz. Und der Furz ist eine außerirdische Intelligenz, die seit Äonen die Übernahme der Regierungsgewalt anstrebt. Die einschlägig bekannten Belletristen Christian Kracht und Ingo Niermann tun so, als hätten sie das Geheimnis des Rätsels ganz allein bei einer Bergwanderung am Kilimandscharo herausgefunden.
Je höher man da steigt, desto mehr Gase entweichen den Touristen, wie jeder selber riechen kann, und der Fremdenführer, der schon komplett aus Gas besteht, kauft vom Trinkgeld Waffen für den Befreiungskampf in Oer Erkenschwick. Oder Liechtenstein? Egal, Kracht/Niermann wirbeln haltlos zusammengegoogeltes Weltwissen scheinbeweisend durcheinander, bis aus einem Wahnsystem eine Schnapsidee geworden ist. Alles hat was mit Methan zu tun, und von einer Episode zur nächsten wird's wilder. Methan ist ein Treibhausgas, Rinderfürze sind schlimmer als Feinstaub, Saddam kämpfte insgeheim für Israel, Franz Josef Strauß war auf Starfighter versessen, um seine Erektionsstörung zu kompensieren, der Klimawandel taut arktisches Methan-Eis auf und verpestet die Luft mit Uraltgasen.
Manches stimmt, einiges ist originell (oder wenigstens politisch unkorrekt) das meiste ist Quatsch. Besonders die lange Strecke mit Urlaubsfotos, mit denen Kracht/Niermann ihren kurzen Text zu einem dünnen Buch aufblasen. Ein immerhin achtseitiges Register erschließt hinten alle erwähnten Namen und Orte, und vorne droht ein Vermerk, dies sei der erste Teil einer Trilogie. Das ist auch Unsinn. In Metan kehrt bloß die Illuminatus-Trilogie aus den 70ern als Bierzeitung wieder.
WING
Christian Kracht, Ingo Niermann: Metan. Rogner & Bernhard, Berlin 2007, 142 S. 14,90