SCHICKSAL

Braves Weibchen

Eine Schnulze in Danielle Steel-Tradition

Als Jessica bei stürmischem Wetter mit ihrer Terrierhündin spazieren geht, trifft sie auf den Mann ihres Lebens und verliebt sich auf den ersten Blick. Dumm nur, dass sie kurz darauf vor seinen Augen vom Blitz getroffen wird. Als sie im Krankenhaus wieder aufwacht, stellt sie verwirrt fest, sich im Körper einer anderen Frau zu befinden. Diese Frau ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in einer Villa, dennoch würde Jessica lieber wieder in ihr Leben als Single zurückkehren, sich um ihre Karriere und ihre Hündin und vor allem um den tollen Typen kümmern. Als sie im Körper der verheirateten Lauren einschläft, erwacht sie plötzlich wieder in ihrem Körper als Jessica.

Melanie Rose lässt sich wohl in eine Gruppe mit der Kitsch-Schriftstellerin Danielle Steel einordnen. Ihr Roman trieft nur so vor schnulziger Romantik, dem Glauben an Übersinnliches und schicksalhafte Fügungen. Selbstverständlich bekommt die anfangs so Karriere- und unabhängigkeitsorientierte Jessica am Ende alles, was eine Frau sich nach Meinung der Autorin wohl wünscht: Den tollen Mann, die schnuckeligen Kinder und die schicke Villa, während die ehrgeizigen Berufsambitionen etwas im Sand verlaufen. Tief in unserem Herzen sind wir Frauen also doch nur zum Teil für die harte Welt des Business gemacht.

Allerdings schreibt Melanie Rose so, dass es sich recht kurzweilig lesen lässt. Mit Mein Tag ist deine Nacht verhält es sich wie mit einer Daily-Soap: Man hält es inhaltlich für völligen Blödsinn, schaut es trotzdem gelegentlich, weil man erstens sich entspannender Berieselung hingeben kann und zweitens über diejenigen, die es wirklich gut finden, lustig machen kann.

Janne Hiller
Melanie Rose: Mein Tag ist deine Nacht. Aus dem englischen von Heide Lichtblau, Knaur, München 2009, 394 S., 12.95