Journalismus Zicken und Monster In »Zeilenkrieg« belauern sich zwei Journalistinnen Die eine hat ein erfülltes Leben, bekam für ihre Reportage aus dem befreiten Nazi-Deutschland einst den Pulitzer Preis erhalten, interviewte Franco, soff mit Hemingway und muss jetzt ihr neues Buch promoten, weil sie das Geld braucht. Die andere ist eine dumme junge Gans, die eigentlich "In und Out"-Listen verfasst, mit Vorgesetzten vögelt und von der Welt keine Ahnung hat. Die junge Journalistin soll jetzt ein Portrait der alten verfassen, und wie das schief geht und wie Damen einander in herzlicher Verachtung gegenseitig zugetan sind, hat die Journalistin Annalena McAfee in Zeilenkrieg zu einer netten Satire über das schreibende Gewerbe und die Eitelkeiten darin zusammengefasst. Auf 250 Seiten wäre das Damen-Duell auch recht vergnüglich, für 450 Seiten fehlt der Geschichte schlicht der Atem. Bis zum länglichen Ende findet man aber eine Menge kluger Beobachtungen zum Gewerbe und darf ein paar flotten Dialogen folgen. Aber weniger wäre mal wieder mehr gewesen. Alex Coutts
Annalena McAfee: Zeilenkrieg. Aus dem Englischen von Pociao. Diogenes, Zürich 2012, 479 S., 22,90
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