Krisenclown Madoffs Traum Dominique Manotti ärgert sich Es ist eine schmale Novelle, in der die Historikerin und gefeierte französische Krimiautorin Dominique Manotti ihre Wut auf den Finanzmakler und Großbetrüger Bernie Madoff formuliert. Drolligerweise lässt sie Madoff selbst erzählen, imaginiert eine Situation, in der der ehemalige NASDAQ-Gründer und - Vorsitzende im Gefängnishof sitzt und sich erinnert. Wie er in den 60ern als kleiner Börsenmakler anfing, wie in den 70ern der Computer Börsenwissen zum Allgemeinwissen werden ließ, wie in Reagans 80ern sämtliche Hemmungen fielen, was die Marktherrschaft betraf, wie Reagan Kontrollgesetze abschaffte und Hunderte Sparkassen in den USA daraufhin in Folge ihrer Gier pleite gingen. Wie "Gier" zu einem magischen Wort für Börsianer wurde. Wie er, Madoff, schließlich noch mehr Geld verdiente, als er ausgeben konnte, und wie er schließlich in den 90ern ein Schneeballsystem erfand: Ein Fonds mit Traumrenditen von 10% war eigentlich eine Geldwaschanlage für Kriminelle. 17 Jahre ging das gut, dann kam die Immobilienkrise und der Geldzufluss versiegte. Dass Madoff sich deshalb so schnell schuldig bekannte, um dem Misstrauen seiner hochkriminellen Klientel keine Nahrung zu geben, ist eine nette Spekulation Manottis. Am Ende der Novelle steht nicht nur die innere Leere Madoffs, der alles verloren hat, sondern auch die des Lesers. Der zwar einen Schnellkurs in Wirtschaftsgeschichte der letzten 40 Jahre erhielt, trotzdem am Ende nur weiß, dass Gier eben nicht gut ist. Der Person Madoff versucht Manotti nicht einmal sich zu nähern. Madoffs Traum ist ein Leer- und Lehrstück von Brecht´scher Kälte und mäßiger Originalität, aber schön geschrieben. Erich Sauer
Dominique Manotti: Madoffs Traum. Deutsch von Iris Konopik. Argument, Hamburg 2014, 57 S., 8,-
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