Biografie

Der Mops-Mensch

Loriots Autobiografie in Neuauflage

Es gibt viele Dinge auf dieser Welt, die nicht in Ordnung sind. Der Tod Vicco von Bülows vor knapp einem Jahr gehört unbedingt zu den nachhaltigen Mängeln. Als Loriot hat er einen freundlichen, leicht wahnsinnigen Humor in die Welt gebracht, der eigentlich ganz undeutsch wirkt und doch sehr gut in die Landschaft passt. Hinwegtrösten mag man sich mit der Neuauflage von Loriots Autobiografie Möpse & Menschen, die er 1983 verfasste: "Was meinen autobiographischen Versuch von anderen unterscheidet, ist die Absicht, mich in möglichst vorteilhaftem Licht erscheinen zu lassen", schrieb er im Vorwort. "Der Leser wird also nichts über meine jahrelange Tätigkeit für den sowjetischen Geheimdienst erfahren, nichts über die Tatsache, dass ich gelegentlich (in netter Form) vollbesetzte Verkehrsflugzeuge zur Kursänderung zwinge, auch nichts über meine unglückliche Neigung, Säuglinge zu verzehren, vorausgesetzt, dass sie schmackhaft zubereitet sind." Der großformatige Bildband mit Zeichnungen des Meisters, Bildern aus seinen legendären TV-Shows und vielen Privatfotos (mit Möpsen!) dokumentieren das bescheidene, beinahe schüchterne Leben eines Humoristen, dessen scheinbare Absichtslosigkeit manchmal durchschlagend boshaft sein konnte. Und immer witzig war.

-thf-
Loriot: Möpse & Menschen. Eine Art Autobiographie. Diogenes, Zürich 1983/2012, 318 S., mitt zahlr. Abb., 29,90