JUGEND

Heimat für Idioten

»Lokalhelden« beschreibt eine Jugend in der Provinz

In seinem Debütroman Lokalhelden beschreibt Jörg Harlan Rohleder eine Jugend in den 90ern. Der Ich-Erzähler Schmall wächst, wie der Autor selbst, in einem Vorort von Stuttgart auf. Doch Ort und Zeit sind eigentlich unerheblich. Denn Schmalls Leben, von der Pubertät bis zum Abitur, unterscheidet sich von dem jüngerer Generationen von Kleinstädtern nicht: Es gibt eine Kneipe, die das "Nachtleben" der Teenager bestimmt und sonst gibt es nur einen Platz zum Skaten und die Schule. Nachmittags treffen sie sich mit Freunden, hören Musik, rauchen, trinken, kiffen. Am Wochenende werden Privatpartys veranstaltet, die regelmäßig mit Schlägereien und demolierten Einfamilienhäusern enden. Wer mehr erleben will, muss lange mit dem Bus fahren. In den Ferien geht es auf Jugendfreizeiten und ins Zeltlager.

Es gibt die Coolen, die Normalos und die Nerds. Ein Ziel verfolgen sie alle: Raus aus dem kleinen Ort, hinein in ein spannenderes Leben. Einige schaffen es, andere gehen an Drogen zu Grunde oder entdecken doch noch den Reiz des ländlichen Lebens. Aufregend ist das Thema nicht, doch viele Leser werden sich mit Schmall und seinen Freunden identifizieren können.

Obwohl die Geschichte unspektakulär ist, gelingt es dem Journalisten Rohleder, mit klarer Sprache und Wortwitz zu unterhalten. Seine Leser fühlen mit den Protagonisten, wenn diese sich für ihre Zukunft wünschen: "Bloß raus aus Schwabylon." Oder sie können bestätigend nicken, wenn Schmall feststellt: "Heimat ist eben doch nur ein Haufen Vollidioten, die man Freunde nennt."

Janne Hiller
Jörg Harlan Rohleder: Lokalhelden. Piper, München 2010, 276 S., 16,95