COMPUTER
Gott mit X
Linus Torvalds' Leben mit Linux
Die Harcover-Version ging letztes Jahr in der Szene rasend rum, die schnelle Taschenbuch-Ausgabe beweist: an Herrscher-Thronen wacklen ist guter Stoff auch für Laien. Dabei ist der Titel eigentlich falsch, selbst in den nicht-übersetzten Teilen: Just for Fun - Wie ein Freak die Computerwelt revolutionierte macht zwar Spass - handelt aber eher von der Freude an guter Arbeit unabhängig von Bezahlung. Und davon, dass eben nicht ein Freak eine Revolution machte; er ließ vielmehr die Bewegung machen.
Trotzdem ist sein Linux-Betriebssystem das Banner aller Computer-Davids geworden, ein Traum von basisdemokratischer Programm-Entwicklung, freier Information für alle und der Abwesenheit fieser Verwertungsinteressen. Für Linus und Linux musste das Internet einfach erfunden werden. Damals, Anfang der 90er, programmierte der finnische Nerd seinen auf Pump gekauften 386er PC von Hand, erzählte im Netz davon und fand irgendwie zur "Open Source"-Bewegung. Die wollte, dass Software keine Lizenz-Gebühren kostet - aber vor allem, dass ihr Quellcode offen liegt, dass jeder daran herumbasteln und ihn weiterentwickeln kann. In dem Klima explodierte der Funke Linux zu einem ganzen Universum: erst eine Handvoll, dann Hunderte Freaks entwickelten es weiter - aber das ist eine andere Geschichte.
In Just for Fun erzählt Linus selbst aus seinem etwas verschrobenen Leben - wie online Geld für seinen Computerkredit gesammelt wurde und wie er nur wenige Jahre später seinen ersten BMW bar bezahlte - und der Journalist David Diamond berichtet in hübsch kontrastierenden Episoden von vielen Hausbesuchen bei Torvalds, incl. Babies-Baden. Wer unbedingt will, kann dabei lernen, was ein Microkernel ist, aber dies ist kein Linux-Sachbuch sondern ein Linus-Sachbuch. Das Porträt eines selbstironischen Tüftlers, der mit beinahe britischem Understatement darauf besteht, alles nur zum Spass zu tun. Vor allem die ernsthaften Dinge, wie etwa "den Sinn des Lebens erklären" oder rechtzeitig eine Tankstelle zu finden, wenn die Tochter aufs Klo muss.
WING
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