METAMORPHOSEN
Liebe lügt
Martin Suters Literaturparodie »Lila, Lila«
Es beginnt, wie so oft, mit einem alten Manuskript. Der schüchterne Kellner David findet in der Schublade eines alten Schränkchens die Liebesgeschichte "Sophie, Sophie", offensichtlich in den 50ern verfaßt. Weil er die süße Marie beeindrucken will, die er in seinem Lokal seit langem beobachtet, gibt er ihr das Manuskript und sagt, es sei von ihm selbst, denn Marie, so viel ahnt er, interessiert sich für Literatur.
Wen die Götter bestrafen wollen, dessen Wünsche lassen sie wahr werden. Mit der falschen Geschichte bekommt David nicht nur Marie ins Bett, seine von dem Roman begeisterte neue Freundin schickt den Text heimlich an einen Verlag. Das Buch wird ein großer Erfolg - was David sympathischer Weise egal ist, denn ihm war es nur wichtig, Marie zu gewinnen.
Martin Suter hat, präzise und routiniert, aus dieser Geschichte alle Implikationen herausgearbeitet. Etwa dass die traurige Liebesgeschichte, die in "Sophie, Sophie" erzählt wird, sich im Leben des armen David nun wiederholt. Und, eher banal, dass eine Liebe mit Lügen scheitert. Solange Suter seine Geschichte entwickelt, liest sich Lila, Lila sehr amüsant, vor allem die Figur der Marie ist ihm ganz wundervoll geraten. Mit den vielen Verwicklungen im letzten Drittel hat Suter es aber übertrieben, seine insgesamt amüsante Beweisführung über Liebe und Literatur ist ihm leider 100 Seiten zu lang geraten.
Victor Lachner
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