VERDÄMMERT

Ein ruhiges Leben

Klaus Böldl erzählt knapp von keiner Karriere

Es war einmal, vor vielen Jahren, da fuhr ein junger Mann aufs Land, um seine erste Stelle als Lehrer anzutreten. Irgendwo zwischen schwedischen Hügeln beginnt ein geruhsames Leben ohne eigentliche Geschichte, jedenfalls ohne ausführlich erzählte. Die Hauptperson heiratet zwar, die Frau stirbt bald, der Lehrer wird ein erfolgreicher Autor, reist in der Welt herum, bis sein Ruhm verblasst und zurück im Dorf nur noch die alten Leute etwas von ihm wissen. Einsam spukt er pensioniert des nachts im leeren Schulhaus herum und all das passiert eher zwischen den Zeilen.

Ausführlich dagegen widmet sich Klaus Böldl den Wetterlagen, den Klängen in der Natur und den Blicken aus Eisenbahnfenstern. Das ist sehr schön und überlebt sogar den eigentlich selbstmöderischen Dreh, die Hauptfigur ziemlich genau das Buch schreiben zu lassen, in dem wir von ihr lesen: Waldgedanken. Böldls Sprache ist dabei so zurückhaltend und einfach, die paar ausdrücklichen Gedanken über Leben und Welt tun so wenig groß, dass man sie beiden Autoren widerstandslos abnimmt. Am besten bei sonnigem Wetter im Garten, denn der "nächtliche Lehrer" ist zwar ein Buch der allmählichen Verdunkelung, aber auch von fein verteilter Wärme.

Wing
Klaus Böldl: Der nächtliche Lehrer. S. Fischer, Frankfurt/M. 2010, 126 S., 16,95