LE GUIN
Retro-Öko Noch mal Nachlesen: Wie das Waldsterben der Zukunft begann Es war einmal, tief in den 70ern, da lernten junge Leute, die keine Plateau-Sohlen im Kopf hatten, das neue Denken anhand von Schundliteratur. Bzw. von Ursula K. LeGuin, deren SF-Romane unter amerikanischen Literatur-Studenten damals längst Lieblings-Prüfungsthema waren. In Deutschland standen sie im Bahnhofskiosk noch neben den üblichen Laser-Landsereien, und ihr großer Verlag (Heyne) fing gerade erst an, das Image der SF vom Krawall-Genre in die Relevanz-Klasse anzuheben. Heute ist's umgekehrt; heute erscheint Ursula K. LeGuins Das Wort für Welt ist Wald nach über 20 Jahren neu in einer neuen, kleinen, ausdrücklich der "Social Fantasy" gewidmeten Reihe der Ariadne-Bücher. Was einmal Ideen der amerikanischen Linken (Ausbeutung ist grausam, Ureinwohner haben auch Rechte) in das traditionell reaktionäre SF-Umfeld einschleuste, das re-importiert jetzt Verantwortungs-Romantik (Bäume haben Seelen, Helden zerbrechen beim Gutes tun) in gesinnungsmäßig längst eroberte Kreise. Die dann erschrocken entdecken können, welche Folgen dieses Buch überall im Mainstream hatte, vom Waldmond des "Star Wars"-Universums (kurz nach der Erstveröffentlichung erfunden) bis zu Spielbergs Traum-Indianern der "Earth 2"-TV-Serie (kurz vor der Wiederauflage abgesetzt). Le Guins Motive wurden weltweit, LeGuins Botschaft (alle gehen geläutert nach Hause und lassen die Bäume in Ruhe) verhallte ... Aber vermutlich ist der Hauptantrieb der Ariadne-Wiederenteckung (incl. Neuübersetzung) kein genre-historischer, auch kein Versuch, den inzwischen viel schlimmeren Waldschäden auf dieser Welt ins Wort zu fallen, oder gar ein Plan, dem ermüdenden Umweltschützen wieder Abenteuer-Atmosphäre zu geben ... in der Ariadne-Hauptreihe erscheinen Frauen-Krimis - und Ursula K. LeGuin schrieb Frauen-SF wie keine zweite. Nun, eigentlich schrieb sie Menschen-SF, aber für die findet sich heute kein Verlag mehr. WING
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