WIRTSCHAFTS-KRIMI
Bad Business John le Carré thrillert wieder Der Papa von John le Carré war ein Windhund und Betrüger. Und wie das so ist, hat le Carré ein ganzes Leben gebraucht, um darüber schreiben zu können. Single & Single ist die Geschichte eines Sohnes, der seinen kriminellen Vater an die Polizei verrät. Der Vater hat in London eine börsennotierte Anlage-Firma, in der hauptsächlich schmutziges Geld aus dem Osten in sauberes Geld im Westen verwandelt wird; höchst legal. Wie immer bei le Carré nähert sich die Geschichte nur sehr langsam ihrem eigentlichen Kern. Den entscheidenen ersten Fingerzeig, worum es überhaupt gehen könnte, erhalten wir erst auf Seite 112. Der verräterische Sohn hat sich längst abgesetzt, als er erfährt, daß sein Vater in Lebensgefahr schwebt. Weil ihn nämlich jemand anderes verraten hat. Und die georgischen Geschäftspartner der Firma Single & Single verstehen da keinen Spaß, wie wir gleich am Anfang erfahren: "Diese Pistole ist keine Pistole. Davon jedenfalls war Mr. Winser fest überzeugt. Diese Waffe existiert nicht. Sie ist als Beweismittel nicht zugelassen. Das ist eine Nicht-Waffe", denkt der Anwalt der Firma Single, als diese "Nicht-Waffe" auf seine "krumme, aber völlig gewaltlose Nase" gerichtet wird. Mr. Winser wird an dieser Nicht-Waffe sterben und damit die ganze Geschichte in Gang setzen. Was früher Smileys Verein war, ist bei le Carré jetzt die Zollbehörde, der Single jr. sich einst anvertraute und deren Agent er wurde. Eher wie eine Familie denn eine Behörde wird der Laden um den altgedienten Polizisten Nat Brock. Da ist le Carré mehr der romantischen als der realistischen Sichtweise verpflichtet. Aber das hat uns an seinen Büchern nie gestört. Dieses hier hat er mindestens schon dreimal geschrieben (mit einigen Kapiteln von Eric Ambler und Graham Greene ...), aber die Themen Freundschaft und Verrat, Loyalität und Geschäft erzeugen bei ihm immer noch Spannungsfelder. Das ist gar nicht mehr selbstverständlich. Alex Coutts
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John le Carré: Single & Single Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1999, 415 S., 45,- DM |