REICHTUM Die da ganz oben Hans Jürgen Krysmanski enttarnt die Krisengewinnler Ah ja: 0,1 Prozent der Weltbevölkerung besitzen 10 Prozent des Weltvermögens. Vielleicht besitzen auch knappe 10 Prozent über die Hälfte. So ganz genau weiß das auch der ehemalige Soziologieprofessor Krysmanski nicht. Zu ungenau sind die Zahlen, die über die Superreichen an die Öffentlichkeit dringen. Zu dicht ist der Nebel, hinter dem sich trotz aller Finanzkrisen längst eine neue Schicht entwickelt, die die Welt nach feudalistischem Muster regiert und der Öffentlichkeit vorspiegelt, man müsse die Steuern für Großverdiener weiter senken, damit der Mittelstand nicht die Lust an der Wertschöpfung verliert. Tatsächlich aber, findet Krysmanski (mit etwa einem Dutzend Reichtumsforscher, die er fortwährend zitiert), ziehen die Superreichen Geld aus allen Schichten ab, sodass nicht nur die Schere zwischen reich und arm immer weiter auf geht, sondern auch die zwischen wohlhabend und unanständig reich. Auch wenn es stellenweise nach Verschwörungstheorie oder Marxismus für Millionäre klingt, sind die Belege doch bedenklich: Sogar in Deutschland werden die oberen 500 beständig reicher, während bloß Besserverdienende Sorge tragen, dass es ihren Kindern einmal weniger gut gehen könnte. Dagegen hilft sicher nicht der neue Trend unter amerikanischen Milliardären, große Teile ihres Vermögens in wohltätige Stiftungen zu überführen, zumal die globalen Finanzeliten solche Kosmetik eher lächerlich finden. Krysmanski will eher historisch-materialistisch-dialektisch geschult den Geldsack als neue Klasse beschreiben, die notwendig in Widerspruch zu den 99,9 Prozent gerät, die er nur führen kann, solange wir glauben, er täte es nicht. Wieso allerdings ausgerechnet das Internet dabei helfen können soll, den Herren der Welt ihre Basis zu entziehen, lässt das letzte Kapitel eher im Dunkeln. Wing
Hans Jürgen Krysmanski: 0,1% Das Imperium der Milliardäre. Westend, Frankfurt 2012, 240 S., 19,99
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