LINKS & LUSTIG

An regnerischen Nachmittagen

Herr Schmid schreibt ein Büchlein an seine Freunde

Die Reste der deutschen Linken lästern immer noch am liebsten über die Reste der deutschen Linken. Das tun sie meistens in einem Deutsch, dass man aus dem Fenster springen möchte. Und drucken's in Bücher, die typografisch entsetzlich und schon deshalb unlesbar sind.
Obwohl es kaum noch Linke gibt, setzt der Münsteraner Unrast Verlag diese amüsante Tradition fort und lässt Bernhard Schmid (who the hell is Bernhard Schmid?) unter dem Titel Der Krieg und die Kritiker - Die Realität im Nahen Osten als Projektionsfläche räsonnieren (schon der Titel...!). Das interessiert, außer Bernhard Schmid und die drei anderen Linken, die er darin attackiert, natürlich keine Sau. Denn Herr Schmid kann nicht schreiben ("Die Antideutschen sind zu den vielleicht affirmativsten Vertretern des liberal-konservativen Mainstreams im Gesamtwesten geworden" - wer so schreibt, der frisst auch kleine Kinder), mit dem Denken hapert's ebenfalls hier und dort. Aktueller arabischer Antisemitismus, so Herr Schmid, sei zum Beispiel ganz etwas Anderes als etwa deutscher Antisemitismus von 1933-45, schon weil damals kein Deutscher von einem Juden unterdrück worden sei, heutige Araber hingegen... o je. Kleiner Hinweis: Auch heute werden Araber weniger von Juden unterdrückt, sondern vielleicht von Angehörigen des Staates Israel; und Syrer zum Beispiel werden viel häufiger von Syrern unterdrückt als von Israelis.
Das taugt nichts, wenn man etwas über den Nahen Osten lernen will. Aber als Erinnerung, besonders zu konsumieren an regnerischen Nachmittagen, wenn das Fahrrad n Platten hat, der WG-Kühlschrank leer ist und nicht mal ne Steven Seagal-DVD in greifbarer Nähe ist - da kann man das lesen. Und lernen, warum die deutsche Linke so ein deprimierend alberner Haufen ist, eingepfercht irgendwo zwischen Tribunen wie Lafontaine und selbstgerechten Trotteln wie Schmid.
Thomas Friedrich
Bernhard Schmid: Der Krieg und die Kritiker. Die Realität im Nahen Osten als Projektionsfläche für Antideutsche, Antiimperialisten, Antisemiten und andere. (auch daran erkennt man übrigens linke Pamphlete: an den mäandernden Titeln). Unrast, Münster 2006, 79 S., 8,-