FUSSBALL & SPRACHE
Der Ball ist wund Herr Roth ring um Worte Er hat schon wieder ein Buch über Fußball geschrieben. Das letzte hieß Die Tränen der Trainer und versammelte Zitate, dieses heißt Kotzbrocken - Machthaber und Maulhelden des Fußballs. Im Stile von Klaus Bittermann, der die persönliche Beleidigung in seinen Sammelbänden der "peinlichsten Persönlichkeiten" zum Stilmittel gemacht hat, poltert Roth gegen Funktionäre, Spieler und Reporter des deutschen Fußballs - Mayer-Vorfelder, Matthäus, Beckenbauer, Effenberg: beliebte Pappkameraden für Leute mit Abitur. Roth findet, dieses Leute reden dummes Zeug. Und sie haben keinen Stil. "Eisbombenkunstlaufen auf der Schleimüberholspur" überschreibt er sein Kapitel über Reiner Calmund, der angeblich "literweise Volvic-Wasser in den weiten Körpersack schüttet", dieser "weinfaßvulominöse Lall-Lukullus" - möchte man solch einen Autor ernsthaft in Stilfragen kontaktieren? Roth über Calmund: "Die flotte, mit verwestem Mutterwitz gespickte Dummheit gehorcht leider nur der Gesinnung des verhockten Parvenus und den Gesetzen des Medienmarktes, dessen Segmente durch jeweils scheinoriginelle O-Töne, ergo Ohnesorg-Theater-Getöne, bedient sein wollen." - alles klar? Das Fußballgeschäft hätte wahrlich - auch - Sprachkritik nötig. Aber doch nicht von durchgeknallten Gymnasiasten, die Methapernwuchten für eine Sportart halten und überall ihre Analogiehäufchen machen müsen! Thomas Friedrich
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Jürgen Roth: Kotzbrocken. Machthaber und Maulhelden des Fußballs. Europa Verlag, Hamburg / Wien, 2002, 176 S., 9,90 EU |