SUCH!

Die große Liebe

Zwei Singles schreiben einen langen Brief

Simone und Marc suchen mit 39 Jahren noch immer nach der großen Liebe und fragen sich, was in ihrem Leben falsch gelaufen ist. Beide beginnen einen Brief an einen Unbekannten zu schreiben, in dem sie alles ab dem Tag ihrer Geburt schildern, in der Hoffnung so einen Fehler zu finden.

Sie sind beide am selben Tag im Jahr 1970 geboren worden, sogar im selben Hamburger Krankenhaus. Aber das wissen sie nicht. Sie wissen auch nicht, wie oft sie sich in ihrem Leben nur knapp verpasst haben: Im Teeladen, in Moskau, in Costa Rica, bei der Oderflut in Brandenburg oder während der Millenniumsnacht. Dabei sind sie so gegensätzlich, dass sie einfach zusammengehören müssen. Simone ist bei ihrer Hippie-Mutter aufgewachsen und sollte eigentlich Saraswati heißen, wie die indische Göttin der Weisheit. Während ihre Mutter auf Demos versuchte ihre Esoterikwaren zu verkaufen, wurde Simone in der WG ihres Vaters Alabama Karl untergebracht, von dem sie bis zu ihrem zehnten Lebensjahr nicht wusste, dass es ihr Vater war. Marcs Eltern sind Spießer, die finden Hippies seien "Leute die sich nicht an Regeln halten". Als er vier Jahre alt war, stellte sein Vater ihm bereits zum Spaß Rechenaufgaben. Freunde hatte Marc nie, auch nicht auf der Hochbegabtenschule auf die er ging. Bis er den türkischen Hauptschüler Hassan kennenlernt, der bis ins Erwachsenenalter sein einziger und bester Freund ist.

Als der Leser schon fast die Hoffnung aufgegeben hat, führt das Schicksal Simone und Marc endlich doch noch zusammen.

Gernot Gricksch schrieb mit Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe einen ausgezeichneten Roman, der auch verfilmt wurde. Königskinder dreht sich wieder um die große Liebe. Dank seiner klaren, schnörkellosen Sprache wird die Geschichte von Simone und Marc nicht zu einer kitschigen Schmonzette. Ehrlich beschreibt er zwei Menschen, denen es schwer fällt ihren Platz im Leben zu finden und fängt dabei den jeweiligen Zeitgeist der vergangenen vier Jahrzehnte ein.

Janne Hiller
Gernot Gricksch: Königskinder Droemer, München 2010, 345 S., 12,95