GELANGWEILT

Mit ganz viel Schuss

Über eine Generation, der nichts Neues mehr einfällt

Thilo Bocks Debütroman spielt 2005: Sebastian, Rieke und Leander, Mitte 20, studieren in Berlin. Den relativ hohen Lebensstandard lassen sie sich von ihren Eltern finanzieren. Ihre Semesterferien bestehen aus "Abhängen im Park", Sex und pseudo-intellektuellem Gefasel über Politik und die Gesellschaft.

Wie es sich für Berliner Studenten gehört, sind sie politisch korrekt, also links. Dass ihre Generation völlig apolitisch zu sein scheint, stört sie ungemein. Obwohl sie sich mit der RAF nicht sonderlich auskennen, glauben sie, dass nur eine Gruppierung wie die RAF etwas bewegen könne. Als Leander eines Tages mit einer Pistole, die angeblich Andreas Baader gehört haben soll, zu Rieke und Sebastian kommt, fassen die drei einen Entschluss: Sie wollen einen Politiker erschießen, welchen ist eigentlich egal, schließlich sind sie alle Verbrecher.

Auch wenn der Buchtitel nach einem politischen Protest-Roman klingt, handelt es sich eher um das Porträt der "Generation gelangweilter Mittelstandskinder, die unzufrieden sind, aber nicht wissen warum. Die dank ihrer Eltern keine finanziellen Sorgen haben und mit sprachlich aufgemöbelten Halbwissen um sich schmeißen.

Immer wieder kommen sie an den Punkt an dem sie feststellen, dass in der Welt, in der sie leben, alles schon mal da gewesen ist. Vielleicht ist dies das Problem, das sie daran hindert eigene Ideologien und Utopien zu entwickeln.

Thilo Bock hat kaum Gebrauch von Absätzen gemacht, und Anfang und Ende von direkter Rede wird gar nicht gekennzeichnet.

Dadurch entsteht ein langer 470-Seiten umfassender Gedankengang und Redefluss, der den Leser die Langeweile und das Lebensgefühl der Protagonisten nachvollziehen lässt. Auch wenn der Lesevorgang dadurch etwas anstrengender wird, ist die erzielte Wirkung gut.

Janne Hiller
Thilo Bock: Die geladene Knarre von Andreas Baader. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, 471 S., 9,95