KLUGMANN

Schmalz & Schnodder

Sieht aus wie Kitsch, ist aber sketchy: Norbert Klugmanns Herz-Scherz-Serie

Wenn ein renommierter Verlag (Rowohlt) ein Unter-Label (Wunderlich) gründet und darin außer Hobby-Krimis und Rosamunde Pilcher auch noch eine Sub-Reihe "Von Herzen" verlegt - dann legen kluge Leute das teure Altpapier eigentlich gleich in den Container. Aber wenn Norbert Klugmann den Hausschreiber macht, dann kann man auf dem Weg zur Entsorgung schon mal reinschmökern.
Norbert Klugmann ist nämlich clever. Einerseits kippt er, flott erzählt und im Monatstakt, den Kitsch gleich kübelweise aus (mißlungene Schönheitsoperationen, entsprungene Jugendkriminelle in der Bauern-Scheune, todkranke Frau am Bein von Midlifekrisen-Kerl ...). Andererseits erschießt sich penetrant am Ende immer einer, oder wird mit einer Feuerwerksrakete so seltsam umgebracht, daß die Planübererfüllung schon recht komisch wirkt.
Und die Normabweichungen dazu: das traurige Schicksal der Entstellten, die ihren Ex-Mann als Penner wiederfindet und neu lieben lernt als Ich-Erzählung zu schreiben ist dreist - besoffene Apfelernter in Beiseite-Szene Kinderbuch-Ideen über verliebte Raupen lallen zu lassen ist schon fast Literatur - und hin und wieder verhandeln Klugmanns Leute ernsthaft echte Herzensfragen (was ist der Sinn des Lebens? welcher Wein paßt zu Priestern?) ohne jedes Ironie-Signal. Und trotzdem gut gelaunt. Erstaunlich.
WING
Norbert Klugmann: Der unglücklichste Mann der Welt / Reich mir die Hand mein Leben / Die Liebe fällt nicht weit vom Stamm Rowohlt/Wunderlich 1988, jeweils ca. 130 S., 6.- DM