KRIMI
The swinging detectiv Kinky Friedmans »Gott segne John Wayne« Kinky Friedman ist kein fundamentalistischer Jude. Aber wenn er eine Gruppe deutscher Touristen trifft, kann er's sich nicht verkneifen, sie freundlich zu fragen: "Und, waren Sie schon in Miami?!" - wo in den 90ern bekanntlich mehrere deutsche Touristen ermordet wurden. Meistens, meint er, sei der Witz nicht gut angekommen, vor allem, wenn er aus Versehen eine Gruppe Schweizer oder Österreicher angesprochen habe. Und bei den Deutschen sei eh alles vergeudet, weil die nie eine Pointe kapieren. Kinky Friedman ist texanischer Jude. Das heißt: Er trägt einen großen Cowboyhut und schreibt drollige Countrysongs wie "They Ain't Making Jews Like Jesus Anymore". Das wiederum mag mit einem anderen Friedman'schen Fundamentalsatz zusammenhängen: "Schließlich ist alles komisch, wenn man nur lange genug wartet." Der Satz steht in dem Krimi Gott segne John Wayne, in dem der Held Kinky Friedman heißt, texanischer Jude ist ... das Prinzip ist klar. Friedman hat mehrere "Kinkster"-Krimis geschrieben, in denen der dilettierende Detektiv Friedman mit Hilfe seiner Freunde wider Erwarten einen Fall löst. Friedman ist wahrscheinlich der faulste und dämlichste Privatschnüffler, der sich je in die Literatur einschleichen konnte; einer der komischsten ist er gewiss. Hier geht es um seinen alten Kumpel Ratzo, der plötzlich entdeckt, dass seine "richtige" Mutter noch lebt. Die hatte ihn einst zur Adoption freigegeben, und Muttchens Wiederkehr bringt Friedman jede Menge Ärger ein. Vor allem, weil er sie nicht finden kann. Das alles spielt sich aber beiläufig ab. Lieber schreibt Friedman darüber, wie er Zigarren raucht, Whisky trinkt und mit seiner Katze redet. Denn schließlich "sollte man festhalten, daß die Beförderung des Menschheitswohls größtenteils zwischen der Beschneidung, wo sie einem die Schwanzspitze wegschnippeln, und der Kreuzigung stattfindet, wo sie den ganzen Juden wegschmeißen." Aber vielleicht kommt soviel Bitterkeit auch nur daher, dass die schönste Frau der Welt direkt über Friedmans Büro wohnt. Und Lesbe ist. Alex Coutts
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Kinky Friedman: Gott segne John Wayne Aus dem Amerikanischen von Ulrich Blumenbach. Heyne 10998, München 1999, 285 S., 14,90 DM |