AFRIKA

Vater stirbt

Der stolze Papa entpuppt sich als gebrochenes Wrack

Kilimatinde - Nicks Geburtsort in Tansania ist inzwischen nur noch ein bedeutungsloses Wort im Ausweis. An Afrika kann sich der 19-Jährige kaum noch erinnern. Gerade drei Jahre war er alt, als seine Mutter den Vater verließ und mit den Kindern zurück nach Deutschland ging. Seitdem ist der Kontakt abgerissen. Bis eines Tages ein langjähriger Freund des Vaters, auf den Plan tritt. Er beauftragt Nick, in Afrika nach dem Rechten zu sehen, da er den alten Freund in Gefahr wähnt.
Mit 6000 Euro gut ausgestattet, macht sich Nick auf den Weg nach Kilimatinde. Dort findet er seinen Vater totkrank und depressiv. Gezeichnet von einem Krebsleiden, glaubt sich der einst so stolze Missionar von Gott verlassen. Vor Jahren schon hat ihn seine Missionsgesellschaft gefeuert, verfallen steht die Dorfkirche da, die Glaubensgemeinde wurde von einer amerikanischen Sekte abgeworben. Die Annäherung zwischen Nick und dem gebrochenen Mann verläuft stockend. Nur nachts ist der Vater ansprechbar, wenn überhaupt. Starke Stimmungsschwankungen führen dazu, dass der herbeigesehnte Sohn dem Alten plötzlich als kleiner mieser Wichser erscheint, der dringend mal vermöbelt werden muss. Gesagt, getan ...
Fünf Tage verleben Vater und Sohn gemeinsam. Für Nick eine Achterbahnfahrt zwischen Annäherung und Anfeindung. Vieles bleibt unausgesprochen und für den Sohn rätselhaft. Am Ende behält Nicks afrikanischer Freund Moses Recht: "Irgendwozu muss doch ein Vater gut sein, oder? Dass man nicht mehr so herumhampelt, verstehst du? Besser Durchblick hat, weiß, worauf es ankommt. Sicherer sein mit all dem Scheiß hier." Die Vielzahl lebendig und glaubwürdig wirkender Figuren macht eine weitere Stärke dieses Jugendromans aus; hinzu kommt die klischeefreie Sicht auf Afrika und seine Bewohner.
Udo Bartsch
Hermann Schulz: Zurück nach Kilimatinde Carlsen, Hamburg 2003, 239 S., 14,50 ISBN: 3551581177