IRLAND

Guiness von gestern

Roger Boylan kehrt nach Killoyle zurück

Sein Debüt sorgte vor ein paar Jahren für ziemlichen Wirbel: zeitgleich erschienen dicker Roman und langes Hörbuch, vorgelesen vom Übersetzer Harry Rowohlt - und alle überschlugen sich vor Wohlgefallen, allerdings deutlich mehr über die Vorlese-Version. Jetzt ist die Fortsetzung da - erstmal ohne CD.
Die spielt wieder in Irland, und wieder mit den unglaublichen Verwicklungen des Kleinstadt-Personals, das Nationalliteratur wie Whisky konsumiert und in einem Satz auch mal von hohem Ton über fantasievoll überquellende Volksmundhaftigkeit bis untern Tresen fällt.
Er habe mal gesagt, wer Action wolle, solle zum Catchen gehen, sagt Autor Roger Boylan gern und bei jeder Gelegenheit, wenn er nach der Handlung seiner Romane gefragt wird. "It's the telling, not the tale" sagen knapper Kenner der Methode, eine Unmenge Stoff einfach der Nase nach zu ordnen, einfach die Strasse runter, von Hölsken auf Stöksken ... und sich dann mit Beiseite-Episoden und Fußnoten respektlos ins eigene Wort zu fallen. Ein Mord geschieht, die IRA marschiert ein, eine Bier-Olympiade wird veranstaltet ... und es ist völlig egal. Sobald nicht Onkel Harry uns das vorliest, sondern wir selber uns durch die vielen Stimmen und ihr ironisches Lallen hindurch finden müssen, schmeckt's auf einmal wie Guinnes von gestern. Alle Zutaten sind da, die Fabulierfreude ist unübersehbar, der Anspielungssreichtum zumindest erahnbar ... nur die Luftbläschen zwischen den Aromastoffen fehlen.
Aber vielleicht kann man das Buch jemanden schenken, der einem jeden Abend ein paar Seiten daraus vorliest? Und mit dem man anschliessend anstossen kann auf diesen Laurence Sterne unserer Tage.
WING
Roger Boylan: Rückkehr nach Killoyle. Eine vorwiegend irische Farce Aus dem Englischen von Harry Rowohlt. Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, 543 S., 17,90 EU ISBN: 3807701737