JAPoNAISERIE Mett mit Sushi Christoph Peters lässt Kulturen kollidieren: Japan und Holstein, Töpfern und Trinken Er war noch nie in Japan, schreibt aber gerne darüber. Schon in Mitsukos Restaurant ließ Christoph Peters die speziell deutsche Neigung zu Nippon, Samurais und schlichter Strenge dem echten Japan im ganz normalen Alltag hierzulande begegnen. Das dort schon angelegte Motiv des klassischen Brennofens baut der Autor nun im neuen Roman Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln witzig und weise aus. Ausgerechnet im Jahr des Mauerfalls reist der greise japanische Ofensetzer Tatsuo Yamashiro ins Holsteinische, um für den dort ansässigen Keramikkünstler Ernst Liesgang in einem alten Pfarrhaus einen echten Anagama-Brennofen zu bauen. Streng nach den Regeln der jahrhundertealten Kunst. Die hat Ernst Liesgang jahrelang in Japan studiert und sich dabei scheinbar auch eine Überdosis Ehrfurcht vor den Meistern zugezogen. Umgekehrt ist Herr Yamashiro auf seine alten Tage nichts weniger als ein Guru. Zwar ein Meister seines Fachs, ein Anhänger komplizierter Rituale und gradgenauer Ofensteuerung, ist er aber auch ganz unedel der deutschen Küche zugetan. Leider hält er auch aus Traditon und falsch verstandener Höflichkeit Lobreden auf die der Weltkriegsachse Berlin-Tokyo, die sein Gastgeber, ebenfalls aus Höflichkeit, lieber nicht übersetzt. Schließlich ist auch noch ein Filmteam beim Ofensetzen Zeuge, das sich eine "Zen an der Ostsee"-Geschichte erhofft. Alle Personen führen sich teils typengerecht komisch, teils unverständig hilflos auf, während der Autor die Fallhöhe zwischen großer Geschichte und Maurerfrühstück nutzt, um mit leichter Hand auch noch viel Wissenswertes über Keramik und Kosmos zu erzählen. Mit dem Töpfern begann die Zivilisation, mit der Teeschale die Kultur und eine gute Glasur braucht vier Tage im holzbefeuerten Ofen, wenn der Wind richtig steht. Das tut er hier. Wing
Christoph Peters: Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln. Luchterhand Literaturverlag, München 2014, 224 S., 18,99
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