BILDUNG

Film-Kanon

Alfred Holighaus kennt »35 Filme, die Sie kennen müssen«

Natürlich ist es inhalticher Unsinn, eine Liste verpflichtender Kulturgüter aufzustellen. Egal wie lang sie wäre, irgendjemandem fehlte immer etwas. Andererseits hat eben doch jeder so einzwei Regalmeter "Kultur für die Insel" im Kopf, und wenn man sich auf einen Kernbestand einigen könnte, wäre das nicht geradezu gemeinschaftsstiftend?
Die Bundeszentrale für politische Bildung erließ 2003 eine "Filmkompetenzerklärung", die in etwa besagt: wer heute bewusst Mitleben will, muss sich im Kino auskennen. Wer aber nur Filme von heute kennt, sieht gar nichts. Also muss Filmerziehung in der Schule sein. 20 Jahre früher hieß "Filmerziehung" noch "Medienpädagogik" und hielt Kanons für fast so böse wie Kanonen. 2003 fanden sich 19 Experten, die 35 Filme als pädadogisches Marschgepäck festlegten (von Nosferatu bis Alles über meine Mutter). Nach langer, meist wohlwollender Diskussion quer durchs Feuilleton gibt es nun den Kanon mit Festreden: deutsche Filmjournalisten und Regisseure stellen ihre Lieblingsfime vor. Das ist manchmal spannend (Dominik Graf über Blade Runner), manchmal erfrischend (Gerd Albrecht über Goldrausch) manchmal verschwafelt (Sascha Wetphal über Alice in den Städten), aber durchweg brauchbar. Schon wegen des schönen Registers der Namen und Titel. Und alles in allem: da ist kein Film im Kanon, den man nicht kennen sollte.
WING
Alfred Holighaus (Hg.): Der Filmkanon. 35 Filme, die Sie kennen müssen Bertz + Fischer, Berlin 2005, 272 S., 14,90 ISBN: 386505160X