UNFUG

Verbohrte Triebe

Jörg Juretzka verwitzelt ein Serienschreiber-Schicksal

Kein Krimi, versprochen. Aber vielleicht steckt doch ein Geheimnis dahinter, dass Jörg Juretzka, einer der meistausgezeichnetsten deutschen Krimi-Autoren, erst den Taschenbuch-Verlag wechselt und dann das Genre. Zum ersten Mal seit seinem Debüt 1998 hat Juretzka mit Schlachtfeld der Liebe nämlich keinen Krimi geschrieben. Sondern eine Groteske über einen Schundroman-Autor, der im Streit mit seiner Verlegerin ist, unter plötzlichem Honorarentzug leidet und ganz unten wieder anfangen muss. Ganz ganz unten. Er muss sich sogar als sein eigenes Pseudonym verkleiden, als Hermine Inaway, um wenigstens an der Fernsehsoap nach seinen Groschenheftchen noch etwas Arbeit zu finden.

Das erzählt Juretzka schnoddrig wie gewohnt und schiebt allmählich einen Mystery-Subplot ein: Ist die Chefin der Teufel, ist die Romanwelt echt? Es scheint so, denn in Zwischenkapiteln leiden wir mit einem Fürstenhof, der vom inzestuösen Erben bis zum versoffenen Bischof und pferdewilder Tochter alles an Klischees überreißt, was Lore-Romane und Blaues Blatt zu bieten haben.

Das ist natürlich alles hanebüchener Unfug und wird eigentlich erst so richtig verständlich als Fortsetzung von Platinblondes Dynamit. Da war der Held noch Krimi-Autor, schrieb Schwarz-Weiß-Klopper von der amerikanischen Stange und kriegte Ärger mit einer Romanfigur, die sich plötzlich in seinem modernen Köln herumtrieb. Und wegen eines Fehlers im Schreibprogramm aussah wie ihr Autor, mit ausgestopfter Bluse und blonder Perücke. Das trägt ihm eine Ermittlung gegen sich selbst ein.

Kein Wunder, dass er das Pferd wechselte und wir nun ohne Krimi-Elemente auskommen müssen. Dafür gibt es wieder jede Menge Spaß aus der Meta-Literatur-Trickkiste. Die durcheinandergeschobenen Soap- und Roman-Kapitel kommentieren einander, und einmal etwa schreibt ein Autor die Soap auf einen komplizierten Mehrfach-Mord zu, und ein anderer alles wieder auf Eierkuchen um.

Lustig.

Wing

Jörg Juretzka: Schlachtfeld der Liebe. Pendragon, Bielefeld 2013, 312 S., 11,99