COMPUTER-GESCHICHTEN

Zen im Klo

Aufstieg und Fall und Wiederaufstieg des Apple- Gründers Steve Jobs

Fanatisch, despotisch und visionär - die typischen Charaktereigenschaften eines Sektengründers finden sich mitunter auch in den Biografien der Computer-Gurus. So jedenfalls bei Steve Jobs, dem designverliebten Mitbegründer von Apple und Idol vieler Microsoft-Hasser.
In einer detailversessenen Biographie schildern die Autoren Jobs' Werdegang vom barfüßigen Garagen-Unternehmer zum Revoluzzer der Computer- und Musik-Industrie.Dass der heute 51-Jährige Steve Jobs als kalifornischer Jugendlicher in den 70ern mit Hippies, Drogen und Buddhismus sympathisierte, dürfte kaum überraschen. Spannender gerät der präzise Blick der Biographen wenn es um die konkreten Stärken und Schwächen von Mr. Apple geht. So war Jobs im Gegensatz zu seinem Erzfeind Bill Gates nie ein typischer Computer-Nerd: Dem Zen-Anhänger sind Namensfindung, Ästhetik, Kundenbeziehung und Marketing stets wichtiger gewesen als die bloße Funktionalität der Geräte. So inseriert er im Playboy und lässt den Werbespot für den ersten Mac von Alien-Regisseur Ridley Scott produzieren. Kunden erfreuen sich an kostenlosen Upgrades und der ersten Garantie für Heimcomputer.
Im persönlichen Umgang agiert Jobs weniger progressiv: Wer unter 80 Wochenstunden arbeitet, gilt als Drückeberger, kritische Mitarbeiter verlieren ihr Recht auf Aktienoptionen oder werden vom Chef aus dem Haus gebrüllt. Sein Hang zu Intrigen und privaten Kleinkriegen innerhalb des Unternehmens führte 1985 dazu, dass Jobs selbst rausgeschmissen wurde. Diese unerhörte Kränkung seines Egos kompensierte Jobs, indem er sich (erfolglos) bei der NASA als Freiwilliger für das Space Shuttle bewirbt.
Seinem Ruf als Visionär wird er auch nach dieser Schlappe gerecht: Jobs kauft George Lucas die Animations-Firma Pixar ab und revolutioniert mit komplett computergenerierten Filmen wie Toy Story das Genre. Damit ebnet er sich nebenbei den Weg für seine Rückkehr zu Apple im Jahre 1997. Dann wendet sich der Workoholic dem Internet zu. Der jammernden Musik-Industrie zeigt er, wie man dem Raub-Download im Netz begegnen kann, nämlich durch gute und preiswerte Musik-Portale. Der Rest ist mit Namen wie iMac, iPod und iTunes schon wieder Geschichte.
Leider halten die Autoren auf knapp 450 Seiten so ziemlich alles über Steve Jobs für erwähnenswert: Von seinen Entspannungstechniken nach Feierabend (Füße in die Kloschlüssel) bis zum x-ten firmeninternen Pöstchenwechsel wird nichts ausgelassen. Trotzdem wollen sie Jobs keineswegs am Zeug flicken und arbeiten eher ehrfürchtig an der Legende (O-Titel: iCon. Steve Jobs: The Greatest Second Act in the History of Business). Umso erstaunlicher, dass Apple sauer auf das Buch reagierte: Alle Titel des Verlages, der das Buch herausbrachte, wurden aus den Apple-Stores rausgeschmissen. Weltweit.
Frank Krings
Jeffrey Young / William L. Simon: Steve Jobs und die Geschichte eines außergewöhnlichen Unternehmens Aus dem Amerikanischen von Charlotte Lyne. Scherz, Frankfurt a.M. 2006, 456 S., 19,90 ISBN: 3502150524