USA

Die Bush- Methoden

Wie man zum eigenen Nutzen ein Land ruiniert

Es ist erstaunlich, wie viele Bücher über US-Innenpolitik im Moment hier aufgelegt werden und erfolgreich sind. Im Tonfall von Michael Moore, allerdings erheblich faktenlastiger, ist jetzt Buschfeuer - Die Gier der Superreichen erschienen, ein Buch der texanischen Journalistin und Aktivistin Molly Ivins, die Bush schon auf dm Kieker hatte, als der noch Gouverneur in Texas war und das Land nur im kleinen Maßstab ruinierte.
Bushfeuer erzählt, wie man einen Staat umorganisiert, damit er die Reichen reichen und den Rest ärmer, blöder, kränker macht. Von der Gesundheitspolitik über die Bildung, von den Steuern über die Sozialabgaben ist wenig vom "mitfühlenden Konservativen" zu sehen, als der sich Bush im Wahlkampf präsentierte. Wobei, wie jemand im Buch zitiert wird, Bush meistens keine Fingerabdrücke hinterläßt: er empört sich über Bilanzfälschungen, verspricht eine neue "Ethik" für die Börse - und dann kürzt er der Börsenaufsicht einfach das Budget, damit sie garantiert wirkungslos bleibt. Er ist für Umweltauflagen - und schickt einen Industrielobbyisten an die Spitze des Ministeriums. Er ist für eine bessere Bildungspolitik - und erfindet ein System, mit dem öffentliche Gelder auf private, konfessionelle Schulen umgeleitet werden. Dann befreit er die konfessionellen Schulen von jeder staatlichen Aufsicht - und schwuppdich entsteht ein Bildungssystem, das blöder, religiöser und gehorsamer macht.
Viele innenpolitische Entwicklungen werden von Ivins derart detailiert aufgedröselt, dass man kaum zu folgen vermag. Aber das Prinzip wird deutlich: Streich den Armen 500 Millionen Dollar Heizkostenzuschuß - der Staat muß schließlich sparen! - und dann schlage eine Steuerreform vor, die den Reichen 337 Milliarden Dollar bringt.
Wenn man diese Methoden der Bushies sieht, wird einem klar, dass deutsche Abzocker wie Ackermann, Esser und Konsorten nur kleine Würstchen sind. Und dass Osama bin Laden wirklich unendlich viel für George Bush getan hat: ohne den Terrorfürsten wären die Eskapaden der Bushies mehr aufgefallen, schwerer zu kaschieren gewesen. Der große Enron-Skandal begann Bushs Präsidentschaft schwer ins Wanken zu bringen - dann kam der 11. September und seitdem lieben die Amis ihren Präsidenten; kein Wunder, bei dem Bildungssystem.
Erich Sauer
Molly Ivins, Lou Dubose: Bushfeuer. Die Gier der Superreichen - Amerika unter George W. Bush Aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, 331 S., 18,- ISBN: 3462033700