IRAK

Handgepäck

Das »Pulverfass Irak« gehört in jeden Aktenkoffer

Später ist man häufig klüger, wie USA-Historiker Manfred Berg in der Einleitung zur Fakten- und Meinungs-Sammlung Pulverfass Irak ausführt. Dass Saddam Hussein vor seinem Kuwait-Einmarsch 1990 glaubte, die USA liessen ihn gewähren, lag nicht, wie damals weltweit in den Zeitungen stand, an lax formulierenden Diplomaten ("wir haben kein Interesse an inner-arabischen Konflikten"). Sondern eher an 10 Jahren massiver amerikanischer Hilfe für Saddam ("wir wussten, er ist ein Schurke, aber er war unser Schurke").
Zwei Golfkriege folgten und stürtzten den Irak ins Chaos. Jetzt hat die ZEIT-Redaktion Beträge zusammengestellt, die von Herbst 2002 bis Mai 2004 die Lage analysierten. Die Weltalmanach-Redaktion steuert Karten, Statistiken, Landeskunde, Biographien und andere Daten bei. Zusammen ergibt das den deutlichen Eindruck, man hätte diesmal vorher schon klüger sein können.
Auch wenn die Autoren sich in vielem nicht einig sind, argumentieren alle doch ernsthafter als die US-Regierung. Auch wer gegen Kritik-Klischees ist ("es war kein Ölkrieg, schließlich sind die Preise jetzt höher"), hat gute Gründe gegen Bush. Und so gern die meisten auch herumfeuilletonieren ("Wer siegt? Die Stärke des Rechts oder das Recht des Stärkeren?), so ausführlich werden dann doch die Themenfelder Moral und Macht, Waffenkunde und Völkerrecht abgehandelt. Mit offenem Ende: das Pulverfass Irak endet ein paar Tage nach dem Auftauchen der ersten "Folter"-Bilder.
WING
Fischer Weltalmanach aktuell: Pulverfass Irak Fischer, Frankfurt/M. 2004, 160 S., 7,90 ISBN: 3596723027