IRAK
Völkermord auf Raten
Der UN-Beamte Sponeck hat eine eigene Meinung
Es ist ziemlich unmöglich, für irakische Schulkinder Bleistifte zu importieren - sie enthalten Graphit, das auch für kriegerische Zwecke verwendelt werden kann (man sieht die irakischen Militärs beinahe vor sich, wie sie in monatelanger boshafter Kleinarbeit das Holz um die Bleistifte herum wegkauen). Aus ähnlichen Gründen werden dem Irak Bestandteile für Wasseraufbereitungsanlagen, Elektrizitätswerke, Landwirtschaft und andere zivile Produktionen vorenthalten, von Medikamenten ganz zu schweigen.
Was in den Irak geliefert werden darf, entscheidet nämlich ein UN-Ausschuß. Und wenn nur ein Mitglied "Nein" sagt, wird nicht geliefert. 98% aller "Neins" stammen von den USA, die anderen 2% besorgen die Briten - sagt Hans von Sponeck, von 1998 bis 2000 Leiter des UN-Hilfsprogramms für den Irak.
Sponeck sagt auch, dass die UN einen Genozid am irakischen Volk betreiben mit ihrer Sanktionspolitik, die die Kindersterblichkeit um 40% ansteigen ließ. Sponeck erzählt, dass das britische Parlament einen parteiübergreifenden Bericht über die Auswirkungen der Sanktionen erstellt hat, in dem steht: Wir hoffen, dass es nie wieder solch grausame Sanktionen geben wird wie gegen den Irak.
Sponeck erzählt das alles dem "taz"-Journalisten Andreas Zumach, das lange Gespräch ist nachzulesen in Irak - Chronik eines gewollten Krieges. Sponeck erzählt, dass es seit 1996 einen US-Plan für den Irak gibt, ausgearbeitet von Richard Perle, dem heutigen Bush-Berater. Sponeck sagt, dass alles, was heute passiert, ziemlich genau in diesem Plan nachzulesen sei.
Und Sponeck erzählt, wie die drei großen Ost-Küstenzeitungen der USA, die "Washington Post", die "New York Times" und das "Wall Street Journal", bedingungslos die Propaganda und Lügen der US-Regierung verbreiten; er habe in diesen Blättern noch keinen korrekten Artikel über die Situation im Irak gelesen.
Hans von Sponeck ist kein wilder Radikaler, kein linker Spinner. Er hat 30 Jahre für die UN in vielerlei humanitären Missionen gearbeitet. Als Chef der irakischen Mission "Öl für Lebensmittel" ist er, mit zwei weiteren Mitarbeitern, 2000 aus Protest zurückgetreten, weil er das UN-Programm nicht als humanitäre Mission sondern als Mittel zur Verletztung des Völkerrechtes ansah.
Erich Sauer
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Hans von Sponeck, Andreas Zumach: Irak - Chronik eines gewollten Krieges. Wie die Weltöffentlichkeit manipuliert und das Völkerrecht gebrochen wird. KiWi, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, 158 S., 7,90 ISBN: 3462032550
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