WIEGEN & MESSEN
![]() Der Trend zu mehr »emotionaler Intelligenz« Emotionale Intelligenz" ist ein gutes Schlagwort. So gut, daß es inzwischen von verschiedenen Autoren benutzt wird, als meinten sie alle das gleiche. Sollten sie alle das meinen, was Goleman meinte, meinen sie gar nichts: "Emotionale Intelligenz" meint nicht mehr, als: man kann ein Genie sein und sich trotzdem in einer Telefonzelle verlaufen; wer wollte das bestreiten? Goleman hat einen ganze Welle von Folgepublikationen ausgelöst, die uns trainieren wollen, das, was uns im Hirn fehlt, durch das, was wir im Herzen zu viel haben, auszugleichen. Nun wird in diesen Büchern ja nichts so heiß gegessen, wie's gekocht wird. Goleman hat, nach seinen Grundlage-Artikeln, eine fleißig zusammengetragene Materialsammlung anzubieten, die quer durch alle Möglichkeiten der Verhaltensforschung streunt und dabei manch nützliche Information und man nützlichen Tip anzubieten hat. Warum manche Kinder aggressiv sind, wie man Kooperation lernen kann und Konflikte entschärft - sein Buch ist voll von solchen Dingen. Man muß dabei immer die unbändige Lust der amerikanischen Forscher im Auge behalten, alles für meßbar zu halten. Haufenweise trägt Goleman Studien, Beobachtungen, Experimente zusammen, deren Ergebnisse erschüttern und erstaunen: jede Mutti kommuniziert ca ein Mal pro Minute mit ihrem Baby über den Gesichtsausdruck - wie zum Teufel wurde das gemessen? Außerdem neigt Goleman dazu, jene kombinationswütigen Untersuchungen anzuführen, nach denen zum Beispiel 20 Prozent aller rothaarigen rechtshändigen Männer, wenn sie eine rohe Möhre essen, sich dabei mit der linken Hand am Sack kratzen. Ja nun. In der anderen halten sie ja auch die Möhre... Nichts gegen "emotionale Intelligenz". Aber die andere wird schon auch noch gebraucht. Erich Sauer
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