POLITIK

Erschrockene Krieger

Kritik an Amerika - aus Amerika

Während die Führungselite der USA vorübergehend die Rolle des paranoid-bekloppten Verfolgers übernommen hat, erinnert ein schmales Bändchen aus dem Nautilus Verlag daran, dass es in den USA auch wortmächtigen Widerstand gibt. In Die Hypermacht - USA in Nahaufnahme kommt eine Menge Detail- und Systemkritik zusammen, geäußert größtenteils von US-Professoren und -Publizisten. In groben Zügen und doch recht präzise analysisieren die zum Beispiel das Verhältnis von Demokratie und Neoliberalismus (letzterer hat erstere abgeschafft), wieviel ein Sitz im Senat kostet, warum immer der Kandidat mit den meisten Spenden Präsident wird, weshalb kaum noch jemand zu Wahlen geht und die wahren Gründe für die Irak-Attacke. Gore Vidal sagt etwa: Saddams größtes Verbrechen besteht darin, dass er sich, wie Fidel Castro, einfach nicht von US-Geheimdiensten ermorden lassen will. Und über die USA insgesamt sagt Vidal: "Wir machen uns überall Feinde und sagen dann, was ist das für eine gefährliche Welt!"
Das Motiv der Angst und der kulturellen Leere bestimmt viele der Beiträge, die dümmsten handeln von der Pop-Kultur (US-Kultur ist deshalb so erfolgreich, weil sie infantil und triebgesteuert sei; mit so einem Quatsch kann man Professor werden), die intelligentesten von der Polit-Kultur. Noam Chomsky rehabilitiert nebenbei Herta Däubler-Gmelin: deren Analyse, Bush benutze Kriegsstimmung aus den gleichen Motiven wie Adolf Hitler, sei vollkommen zutreffend.
Die Beiträge entstanden in Interviews für den "Deutschlandfunk" mit dem Journalisten Stefan Fuchs. Dessen Fragen allerdings sind derart weltabgewandt-verblasen, dass man sie mühelos überlesen kann, die meist handfesten und bisweilen drastischen Antworten versteht man auch so richtig.
Erich Sauer
Stefan Fuchs (Hg.): Die Hypermacht. USA in Nahaufnahme Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg. Hamburg 2003, 159 S., 12,- ISBN: 3894014121