FANTASY
Mädel mit Wumm Wolfgang Hohlbein fantasiert wieder Alle Hohlbein-Bücher sind gleich. Ein Kind, das eigentlich überhaupt keine Ahnung von der Welt hat, wird durch ein plötzliches Ereignis aus dem Alltag gerissen und spielt dann die Hauptrolle im Kampf zwischen Gut und Böse. Alle Hohlbein-Bücher sind aber auch gleich spannend. Wenn man das einfache Strickmuster einfach mal ignoriert und sich auf die Geschichte einläßt, hat sie einen schon nach der ersten Seite gefangen. Mit billigen Mitteln zwar, mit einfachen Helden-Identifikationen, dunkel heranreitenden Rittern und viel Blut, aber sie hat einen im Griff. So fest, daß der Leser jeden anraunzt, der die Lektüre mit unwichtigem wie Mittagessen zu unterbrechen wagt. Die Templerin greift fast alle Hohlbein-Klischees auf. Das unschuldige Kind (diesmal ein Mädchen, im armen friesischen Bauerndorf um 1200), das Einweihungsereignis (sie begegnet einem Knappen, dessen Herr, der Tempelritter, sich mit einer Frau aus dem Dorf trifft), die Katastrophe (der Amoklaufende Ehemann und die Auslöschung des Dorfes), und plötzlich ist das Mädchen ganz allein auf der Welt, weiß ganz viel und lebt deswegen gefährlich. Natürlich fehlt auch der Sarazene nicht, der ihr das Kämpfen beibringt, selbstverständlich ist sie schrecklich begabt und kann es bald mit so manchem Feind aufnehmen. Die Geschichte leidet darunter, daß Unschlüssigkeiten durch unglaubwürdige Zufälle aufgelöst werden, der gute Muselmane kommt so oft im richtigen Augenblick zu Hilfe, daß sich der Leser drauf verlässt - das schont die Nerven und tut der Spannung Abbruch - allerdings nicht genug, um den Unterhaltungswert wirklich zu schmälern. Auch ist Die Templerin mit ihren gut 400 Seiten ungewöhnlich kurz, weshalb der Leser den Eindruck nicht loswird, daß es irgendwie noch nicht zu Ende war, es scheint, als sei das gerade mal die Einleitung gewesen. Oder der Autor hätte keine Lust mehr gehabt, irgendeinen Schluß zusammengerafft und den Leser dann alleine gelassen. Das wäre bei Hohlbeins Massenbuchausstoß auch kein Wunder. Sarah Kröger
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Wolfgang Hohlbein: Die Templerin Piazza bei Heyne, München 1999, 432 S., 29,- DM |