GÖDEL & ICH

Der Seelensucher

Douglas Hofstadter hat seinen Bestseller »Gödel Escher Bach« schon wieder geschrieben

Über große Schriftsteller sagt man, dass sie eigentlich immer nur ein und dasselbe Buch schreiben würden. Douglas Hofstadter ist sicherlich Schriftsteller und ganz gewiss ein Pihlosoph, und er hat sein Buch Gödel Escher Bach jetzt zum vierten Mal geschrieben (nach Metamagicum und Einsicht ins Ich), und es war noch nie so gut. Dabei handelt Ich bin eine seltsame Schleife nur von sich selbst und von Douglas Hofstadter.

Es braucht mehr als 30 Seiten, in denen Hofstadter erklärt, warum er dieses Buch schreiben musste und warum es eigentlich das gleiche Buch ist, mit dem er als End-Zwanziger Weltruhm erlangte. Bei all dem Lärm um sein brillant geschriebenes Debut sei die Essenz seiner Aussage damals etwas verloren gegangen. Denn eigentlich habe er über die Seele, das Bewusstsein schreiben wollen und warum das für ihn ein und dasselbe sei.

Gerade wenn man die beiden Bücher mit ihrem 25jährigen Abstand nebeneinander legt, entsteht der eigentliche Genuss. Während das Original 800 Seiten lang hauptsächlich brillant ist, sich vor Einfällen überschlägt, formal und inhaltlich (damals) neue Wege geht, kommt die Neuausgabe mit 500 Seiten aus und ist dabei behäbiger, gemütlicher, aber auch präziser.

Das liegt nicht nur an Hofstadter, der auf unheimlich sympathische Art weise geworden zu sein scheint, das liegt auch an den Zeiten. Der Mathematiker Gödel ist heute nicht mehr so unbekannt wie noch vor 30 Jahren und selbstreferentielle Aussagen und ihre bösen Folgen sind beinahe zum Partygag verkommen ("Dieser Satz ist nicht beweisbar").

Und tatsächlich ist in Ich bin eine seltsame Schleife Hofstadters Anliegen viel deutlicher zu finden als zwischen all den Feuerwerkskrachern, die er seinerzeit in seinem (immer noch einmaligen) Buch abfeuerte: Bewusstsein ist eine Qualität der Materie. Jedes System, das sich selbst beobachtet, verstrickt sich in Widersprüche. Oder um es mit Gödel zu sagen: Ein System kann nicht zum Beweis seiner eigenen Widerspruchsfreiheit herangezogen werden.

Wer an solchen Sätzen Spaß hat, wer sich ganz ohne Formel erklären lassen möchte, warum es keine größte Primzahl gibt und wieso Pferde eine größere Seele haben als Mücken, der wird mit der Neuauflage von Hofstadters Lebens-Buch seine Freude haben. Es enthält, ganz unaufgeregt, eine Menge aufregende Wahrheiten über uns, das Universum und den ganzen Rest.

Erich Sauer
Douglas Hofstadter: Ich bin eine seltsame Schleife. Aus dem Amerikanischen von Susanne Held. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, 528 S., 29,50