LEBENSWEISHEIT

Kinderkram

Peter Hoeg schickt "Die Kinder der Elefantenhüter" auf Religionsexkursion

Vor einiger Zeit, lange nach dem Welterfolg mit Fräulein Smillas Gespür für Schnee, untersagte Peter Hoeg grundsätzlich die Verfilmung seiner Romane. Angeblich um die bildliche Phantasie der Leser nicht zu beeinträchtigen. Nicht dass es solche Pläne gegeben hätte, schließlich warnt eine kluge Daumenregel davor, Filme mit Kindern und Tieren zu machen. Ohne Kinder und Tiere aber ist Hoeg schon lange nicht mehr zu haben.

Diesmal ist sogar der Erzähler noch halbwegs ein Kind, ein 14jähriger Pastorensohn aus Dänemark, mit einer 16jährigen Schwester, einem Foxterrier und einem Hang zu Heilsversprechen. "Ich habe eine Tür aus dem Gefängnis gefunden, die sich zur Freiheit öffnet, ich schreibe dies, um dir die Tür zu zeigen." Das wird was werden.

Man kommt aber gar nicht dazu, sich über den altklugen Helden zu wundern oder den Autor weltfern zu finden, denn sofort verwandelt sich sein Kasperle-Theater in ein buntes Abenteuer jenseits schnöder Wirklichkeit. Die Eltern verschwinden, Agenten entführen die Kinder, die boxen sich lausbübisch wieder heraus, die Geheimpolizei spielt mit, ein Ex-Junkie, ein Druidenpriester, so ziemlich ein Anhänger jeder auffindbaren Religion und später sogar eine Leiche, die im gekühlten Sarg testamentarisch herumgeschippert wird, um sich bei einer Weltsynode aller Glaubensrichtungen den finalen Segen abzuholen.

Tatsächlich wird der Weltkongress von einer multikonfessionellen Terroristengruppe bedroht, die verhindern will, dass heraus kommt, dass alle Paradiese im Grunde gleich aussehen. Sowas meint Peter Hoeg sehr ernst, und deshalb muss sein kindlicher Held auch immer wieder von der Liebe als dem Kern des Wesens reden. Das nervt erheblich. Trotzdem war Peter Hoeg noch nie so außer Rand und Band, so heiter, ja stellenweise gar albern, und so schnell.

Wing
Peter Hoeg: Die Kinder der Elefantenhüter. Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle. Hanser, München 2010, 488 S., 21,90